Geschichten um den Augenblick
Fotos und Texte von Kindern
Foyersaal
29. Oktober 1999 bis 12. März 2000
Kinder haben ihre eigenen Blickwinkel und Perspektiven, ihre eigenen Augenblicke, ein
eigenes Verstehen ihres Lebens- und Kulturzusammenhangs, oder einfach ihre eigene
Sicht der Dinge.
Gut zweihundert Kinder und Jugendliche aus verschiedenen Gegenden der Erde haben mit
grossem Engagement Momente ihres Alltags in Schwarzweiss-Fotografien und Geschichten
festgehalten. Ihre Bilder und Texte erzählen vom Spielen und vom Krieg, von der Schule
und der Arbeit auf den Feldern, von Freunden und Festen, von Tieren und Bäumen, vom
Fremdsein, von Trauer und Wut, aber auch von Zukunftsträumen und Lebensfreude.
Sowohl die Bilder, wie auch die Geschichten überzeugen durch ihre Unmittelbarkeit und
Ehrlichkeit.
Am Projekt der Ethnologin Ulrike Kaiser
beteiligten sich sechs Kulturgruppen in der Schweiz (Walliser Kinder, jenische Kinder in
Bern und St. Gallen, türkische Kinder in Schaffhausen, Flüchtlingskinder und jüdische
Kinder in Zürich, sowie Immigrantenkinder im Zürcher Stadtkreis 5). Auslandprojekte
fanden bei Inuit-Kindern in Kanada, bei ladakhischen und tibetischen Kindern in
Nord-Indien, bei Muria-Kindern in Zentral-Indien und bei kroatischen Kindern in Dubrovnik
nach dem Krieg statt.
Die Ausstellung ist als Wanderausstellung konzipiert und kann interessierten
Kulturgruppen, Schulen, Museen, Kirchgemeinden... zur Verfügung gestellt werden.
Zur Ausstellung erscheint das gleichnamige Buch
im Benteli-Verlag.
[Pressetext und -bilder] |
"Dieses
kleine Mädchen geht zur Schule und hilft daneben zu Hause mit. Sie bringt Holz nach
Hause, kauft Essen auf dem Markt ein.
Ich muss zu Hause auch mithelfen. Ich bringe Wasser ins Haus. Bei uns kommt ein
Wassertankwagen vorbei, und ich trage das Wasser dann von der Strasse ins Haus. In den
Winterferien kümmere ich mich ums Holz. Es ist kalt hier im Winter, deshalb brauchen wir
Holz zum Feuern. In der Gegend von Leh ist es sehr schwierig, Holz selber zu
sammeln."
Foto und Text: Imtierz Ahmad, 15 Jahre, Ladakh
"Tanja, meine Schwester, hält den Kirschbaum im Arm und
hält eine Blüte in der Hand. Sie lacht und umarmt den Baum. Das gefällt mir.
Es war schön mit den Blüten und dem Baum im Arm."
Foto und Text: Saskia, 7 Jahre, Ried-Mörel
"Es gibt immer Leute, die sagen, dass wir stehlen. Aber es
gibt ja von jedem Volk Leute, die stehlen. Es sind nicht alle Menschen von einem Volk
gleich. Es gibt auch Leute, die sagen, dass wir ein Dreckspack sind, dass wir stehlen, und
man nicht mit uns spielen soll.
Mein Lehrer zum Beispiel kam vor allen anderen Kindern zu mir und sagte:"Ja, wir
wissen, Zigeuner hatten schon immer Probleme mit dem Duschen." Aber wir hatten nach
dem Turnen alle nicht geduscht. Ich habe nichts gesagt. Erst meiner Mutter habe ich es
erzählt
Am Anfang hat es mir nichts ausgemacht, was der Lehrer gesagt hatte, aber als ich anfing
darüber nachzudenken, fing es an weh zu tun."
Foto: Natascha, 6 Jahre, unterwegs/Bern
Text: Kevin, 12 Jahre, unterwegs/Bern
"Ana wollte gerade einen Jungen fotografieren, und ich
wollte ein Foto von ihr machen. Sie hob gerade den Fotoapparat, um den Jungen zu
fotografieren. Sie schaffte es nicht, aber ich habe sie fotografiert.
Wir lernen zusammen, spielen zusammen. Wir verbringen viel Zeit zusammen. Wir gehen
miteinander in den Religionsunterricht und in die Stadt. Wir sind gute Freundinnen."
Foto und Text: Ivona, 10 Jahre, Dubrovnik |