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22. November 2020 bis 30. Januar 2022
„Wenn du hungrig bist, lass einen fahren“,
sagte Ameisenbär zu Tapir, „so bekommst du was
zu essen!“ Das tat Tapir, und was herauskam,
war Honig von Ajidabia-Bienen. So kam es, dass
man in den Wäldern nun Honig findet.
– Samane, Ayoréo-Erzähler dieser Mythe
So oder anders kam der Honig in die Welt von Ayoréode – Menschen –, einer jägernomadischen Gesellschaft in den Trockenwäldern des Gran Chaco. Ihr Territorium erstreckte sich einst über Ostbolivien und Nordparaguay. Der Honig wildlebender Bienen war bei ihnen ein reichhaltiges und geschmacklich variantenreiches Hauptnahrungsmittel. Umfangreiches Wissen über Bienen und ihre Produkte war tief verwurzelt, geradezu verkörpert und in Objekten materialisiert. Es bot Stoff für Mythen, Lieder und Geschichten, über die das Wissen bewahrt, erinnert, aktualisiert und weitergegeben wurde.
Seit nunmehr 70 Jahren erleben Ayoréode die Niederlassung von SiedlerInnen und MissionarInnen im Gran Chaco. Sie wurden ZeugInnen von Landraub und Abholzung durch Agrarkonzerne und Rohstoffgiganten. Hatten sie zuvor in den Wäldern weitgehend für sich gelebt, taten sie nun, was NomadInnen immer getan haben: Sie passten sich den Veränderungen an. Nach und nach entschlossen sich einzelne Ayoréo-Gruppen, ihr vertrautes Lebensumfeld zu verlassen und ebenfalls sesshaft zu werden. Das Wagnis des Übertritts von einem mobilen zu einem sesshaften Leben ist kaum vorstellbar und auch nicht erforscht. Wie passten sie ihr Wissen an? Unsere Ausstellung ordnet sich um das Bienenwissen von Ayoréode und schafft mit Objekten, Fotografien, Filmen, Tönen und ExpertInnenstimmen Raum, über eigene und ganz andere Weltentwürfe nachzudenken.