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Als Peter Aufschnaiter und Heinrich Harrer am 17. Mai 1944 das tibetische Hochland erreichten, waren sie weder die ersten noch die einzigen Besucher, die ihre Reise und ihren Aufenthalt dokumentierten. Und sie waren weder die ersten noch die einzigen, die Objekte zusammentrugen. In der Geschichte des Kartografierens, Datensammelns und Berichtens über Tibet und des Sammelns von Tibetika stehen sie in einer Reihe mit weiteren Personen. Reisende, Missionare, Beamte, Forscher und Händler verfassten aus kolonialpolitischen, wirtschaftlichen, religiösen oder ethnokulturellen Interessen Beschreibungen. Sie fertigten Karten und Zeichnungen an, hielten Gesehenes mit der Kamera fest oder illustrierten das Erlebte durch Objekte.
Und dennoch weisen die Nachlässe von Aufschnaiter und Harrer einige Besonderheiten auf. Beide bewegten sich zwar gleichzeitig, jedoch eigenständig und mit ihren je eigenen Agenden, Interessen und Vorstellungen. Ausgehend von den Objekten stellt die Ausstellung Sammeln und Dokumentieren, Gesammeltes und Dokumentiertes einander gegenüber. Besonderheiten einzelner Gegenstände werden ebenso hervorgehoben wie Verbindungen zwischen ihnen und grössere Zusammenhänge in Raum und Zeit:
Schlagfeuerzeuge als Zeugnisse globaler Verflechtung, eine textile Steinschleuder als Ausdruck technischer Raffinesse, eine Kollektion Münzen als Spiegel kulturgeschichtlicher Zusammenhänge, Ritualgegenstände als Mittel der Kommunikation, sowie Skizzen, Karten, Aufzeichnungen und Fotografien als Belege ethnografischen Dokumentierens.
Eine vergleichende Betrachtung des ethnografischen Erbes von Aufschnaiter und Harrer offenbart Ähnlichkeiten wie Unterschiede. Sie ermöglicht Erkenntnisse über Sicht- und Handlungsweisen der beiden Reisenden sowie über die Art und Weise, wie sie sich vor Ort bewegten. Sichtbar werden aber vor allem auch die Menschen, denen Aufschnaiter und Harrer begegneten, und deren Könnerschaft. Und sichtbar wird, wie diese Menschen, ihre Zeitgenossen, ihr Denken und Handeln beeinflussten und mitprägten.
Als eine Art offene Plattform lädt die Ausstellung zu Begegnungen ein, aber auch zum gemeinsamen Nachdenken über die Rolle und den ‚Wert’ von Sammlungen ethnologischer Museen und damit verbundener Aufgaben heute.
Diese Ausstellung ergänzt die Ausstellung «Begegnung – Spur – Karte. Die Expeditions-Sammlungen von Heinrich Harrer».