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Völkerkundemuseum

ZuHören im Steilhang. Körper, Ding und Klang in der Schweiz und im Himalaya

Ausstellung vom 31. März 2019 – 19. Januar 2020

 

schroff. abheldig. stotzig. gääch. Steile Landschaften

Bewirtschaftete Steilhänge finden sich auf der ganzen Welt als ein Landschaftstyp der Extreme. Das Leben und Arbeiten im abschüssigen Gelände erfordert Achtsamkeit, Ausdauer, Demut und Erfahrung. Ausdruck finden diese Eigenschaften in den Gerätschaften und Klängen der Ausstellung. Sie stammen aus zwei unterschiedlichen Formen der Landwirtschaft in steilem Gebiet: aus der schweizerischen Wildheu-Wirtschaft und aus dem Brandrodungsfeldbau im östlichen Himalaya. 

© Sabine Weiss, Hinter Heubrig (Muotathal) 2018
© Sabine Weiss, Hinter Heubrig (Muotathal) 2018
 
Shimuduo (Yunnan, China) April 2017
© Rebekka Sutter, Shimuduo (Yunnan, China) April 2017

 

Wiese. Heu. Lawinen. Vieh. Wildheuen im Alpenraum

«Wildheu» ist Heu von alpinen Wiesen, die so steil sind, dass sie vom Vieh nicht beweidet werden können. Die Grasflächen liegen im sogenannten Sömmerungsgebiet, welches von Korporationen, Alp-Besitzern oder -Pächtern nur während der sommerlichen Alpzeit landwirtschaftlich genutzt wird. Die meisten Wildheuwiesen liegen höher als 1500 m über Meer und werden nur alle zwei oder drei Jahre gemäht.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war die Gewinnung von Wildheu im gesamten Alpenbogen zentraler Bestandteil der Alpwirtschaft. Nur dank dieses zusätzlichen Vorrats an Dürrfutter konnten die Kleinbauern der Bergregionen ihr Vieh durch die langen Winter bringen.

Auch heutzutage wird Wildheu als Futterergänzung geschätzt, es ist jedoch längst keine lebensnotwendige Futterquelle mehr. Der Bund fördert das Wildheuen aus Gründen der herausragenden Bedeutung von Wildheuwiesen für die Biodiversität und als Bestandteil des immateriellen Kulturerbes des Landes. Das Wildheuen ist zudem ein wichtiger Erosions- und Lawinenschutz.

 

Wald. Feuer. Asche. Reis. Brandrodungsfeldbau im Himalaya

Die landwirtschaftlichen Systeme Südostasiens unterscheiden sich je nach Terrain erheblich: Im flachen Tiefland wird hauptsächlich Bewässerungsfeldbau betrieben; in den Hügel- und Bergregionen dominierte bis in die jüngere Vergangenheit und vielerorts bis heute der Brandrodungs- oder Schwendbau. Bei dieser Technik werden die Anbauflächen mittels Feuer «geschwendet»: d. h. die Vegetation wird abgebrannt, doch ihre Wurzeln bleiben in der Erde. Das so gewonnene Ackerland wird anschliessend zwei bis drei Jahre lang bewirtschaftet, bis der Boden nicht mehr über ausreichend Nährstoffe verfügt. Er wird als Brache belassen, während sich der einstige Bewuchs erholt. So werden nach und nach alle Hänge des Dorfterritoriums auf bewirtschaftet, bis der Kreislauf vollendet ist und von Neuem beginnt.

In der Vergangenheit mochte ein Brandrodungszyklus zwanzig oder mehr Jahre betragen – genügend Zeit für die Regeneration eines subtropischen Waldes. Aufgrund der wachsenden Bevölkerung und zunehmender finanzieller Bedürfnisse verkürzt sich der Zyklus heute vielerorts auf wenige Jahre. Kahlschlag, Erosion und restriktive behördliche Vorschriften oder nationale Verbote dieser Anbautechnik sind die Folge.

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