Donnerstag, 3. April und Freitag 4. April 2003, je 20 Uhr
Japanische awa-Puppen tanzen zu bfwo-Balladen
Der Pfeilschuss auf den Fächer und Der Tod der Fürstin Yodogimi
TOGAMA Shigeko Puppenführerin, Tokushima SUGAWA Yoshiko Puppenführerin, Tokushima MATSUSHITA Yoshikazu Puppenführer, Tokushima Silvain Kyokusai GUIGNARD Biwaspieler, Ötsu
mit Kommentaren zu den Stücken und Demonstration der Puppenführung Eintritt: Fr. 25.- (Reduziert Fr. 20.-) Vorverkauf: 01 634 90 11 Beschränkte Platzzahl!
Das Puppentheater hat in der japanischen Kultur einen auffallend grossen Stellenwert im Vergleich zum Schauspieler-Theater. Die grossen Theaterstücke zu Beginn der japanischen Neuzeit (17. -19. Jahrhundert) wurden zunächst für das Puppentheater geschrieben und erst nachträglich für das Schauspieler-Theater umgearbeitet.
Die Führung der japanischen bunraku-Puppe ist weltweit gesehen ein Unikum. Es sind drei Puppenspieler erforderlich, die in jahrelang geübter Koordination die ca. 120cm grosse Puppe handhaben. Der Text des Dramas wird von einem Sänger/Rezitator vorgetragen, der rechts der Bühne auf einem eigenen Podest Platz nimmt. Neben ihm sitzt sein Begleiter mit dem shamisen (Langhalslaute). Auch diese beiden Aufführenden sind ein Gespann, das jahrelanger Zusammenarbeit bedarf.
Das japanische Puppenspiel, wie wir es heute kennen, hat seine Form im 17. Jahrhundert erhalten. Es reicht aber weit ins Mittelalter zurück. Bevor die instrumentale Begleitung dem shamisen anvertraut wurde, liess sich der Erzähler der Handlung auch von der Kurzhalslaute biwa begleiten. In dieser Produktion singt und spielt der Schweizer Silvain Kyokusai Guignard zwei biwa-Balladen, zu denen die Puppen geführt werden. Guignard ist Musikwissenschaftler und lebt seit 20 Jahren in Japan. Er hat den Meistertitel in chikuzenbiwa erworben.
In Japan, wo traditionelle Künste oft an strenge Regeln und Gebote gebunden sind, wäre es nicht möglich gewesen, bunraku-Sp'ie\er des staatlichen Nationaltheaters für ein solches Projekt zu gewinnen. Doch die Puppenspieler dieser Tournee verkörpern eine ältere Tradition als die des Nationaltheaters, das Spiel mit den sog. awa-Puppen, und so macht es Sinn, die dramatische Handlung mit biwa- und nicht mit shami'sen-Musik zu gestalten.
Die Puppenspieler wohnen in einem kleinen Dorf im Hinterland von Tokushima auf der Insel
Shikoku. Auch sie sind in an Regeln gebunden: Der Dorfälteste und Truppenvorsteherverbot, eine der männlichen Puppen ausser Landes zu bringen, sie sei ihm zu kostbar. Deshalb wurde eigens für diese Tournee eine neue Puppe im alten Stil geschaffen, eine finanzielle Belastung für die bäuerlichen Puppenspieler, die ihre Ersparnisse enorm strapaziert. Doch die Puppenspieler von Tokushima sind so vernarrt in ihre Kunst, dass sie alles dafür hergeben, um ihre Tradition am Leben zu erhalten und sie in alle Welt hinaus zu tragen.
Die Tournee der Puppenspieler durch die Schweiz erfolgt in Zusammenarbeit mit The Japan Foundation
Bitte beachten Sie auch die Presseunterlagen zur Ausstellung “Aufrecht, biegsam, leer - Bambus im alten Japan.”
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