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Drache Lotos Schneelöwe

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Pressetext kurz

Drache Lotos Schneelöwe: Teppiche vom Dach der Welt
17. Oktober 2008 bis 26. April 2009

Im Völkerkundemuseum der Universität Zürich stellen Ethnologiestudentinnen und -studenten Teppiche aus Tibet vor. Die Ausstellung zeigt traditionell gefertigte Stücke, die dem Museum geschenkt wurden, sowie Leihgaben eines privaten Sammlers. Grossformatige Schwarz-Weiss-Abbildungen des Tibet-Reisenden Heinrich Harrer aus den 40er Jahren stellen die prächtigen Knüpfwerke in den zeitgenössischen Alltag.

Teil der Geschichte des tibetischen Teppichs in Nepal ist der Übergang vom Handwerk zur kommerziellen Produktion für den internationalen Markt. Eine Schlüsselrolle kam dabei dem erfolgreichen Schweizer Teppichknüpf-Projekt der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA in den 60er Jahren in Nepal zu. Die Initiatoren dieses Projekts kommen in der Ausstellung zu Wort.

 

Pressetext lang

Drache Lotos Schneelöwe: Teppiche vom Dach der Welt
17. Oktober 2008 bis 26. April 2009

Tibet-Teppiche

Die Ursprünge der tibetischen Teppiche gehen bis in frühe Zeiten zurück. Ein Einbruch der authentischen Herstellung in Tibet wird auf Mitte des letzten Jahrhunderts datiert. In Europa wurde der Tibet-Teppich auf breiter Basis erst Ende der 60er Jahre bekannt. Damals nahmen Exiltibeter in Nepal die Teppichproduktion wieder auf. Diese neuen „Nepal-Tibeter“ waren für den Export bestimmt.

Teppichknüpfen ist Teil des kulturellen Erbes Tibets. Es ist altes Handwerk und wurde nicht als Kunst betrachtet. Die tibetischen Teppiche dienten bis zu ihrem Zerfall. Aus diesem Grund sind auch praktisch keine Teppiche erhalten, die älter als 150 Jahre sind.

Entsprechend der Grösse der Knüpfstühle sind die Teppiche meistens kleinformatig. Wie in anderen asiatischen Gebieten gebräuchlich, verwenden die Tibeter den senkrechten Knüpfstuhl. Die hervorragende Wolle des zentraltibetischen Hochlandschafes mit seiner rauen, jedoch langhaarigen und glänzenden Faser trägt entscheidend zur Qualität dieser Teppiche bei. Eine Besonderheit der Tibet-Teppiche ist die Verwendung eines Knüpfstabs zu seiner Herstellung. Die Schlingen werden dabei kontinuierlich über diesen runden Metallstab geführt. Die Wolle wird nicht nach jedem „Knoten“, sondern erst nach einer Knotenreihe von gleicher Farbe abgeschnitten. Diese Methode erlaubt ein ausgesprochen effizientes Arbeiten und spart Wolle. Die Feinheit der Knüpfung, bei Orientteppichen ein Qualitätsmerkmal, spielt beim Tibet-Teppich nur eine untergeordnete Rolle.

Für den privaten Gebrauch fertigten die Tibeter Sitz- und Schlafteppiche, Kopfkissen, Tür- und Wandbehänge sowie Sattel- und Pferdedecken. Für den Klosterbedarf entstanden Säulenteppiche und Teppiche für die Throne der Lamas. Anders als bei uns, wurden Teppiche nicht auf dem Boden verwendet.

Die Einmaligkeit des Tibet-Teppichs zeigt sich in einer aussergewöhnlich freien Farbgebung und in einer Musterkombination, die kaum Ähnlichkeiten mit anderen westasiatischen Knüpfarbeiten aufweist. Die Motive verweisen auf einen regen Austausch mit benachbarten Regionen, so mit Turkestan, der Mongolei, Indien, China und sogar Persien.

Ein klassisches Motiv tibetischer Teppiche sind die Medaillons. Sie bestehen oft aus mit rankendem Blattwerk versehenen Blumenblüten von Lotos, Päonie oder Chrysantheme. Die Medaillons sind von Bordüren mit Perlenketten, T-Mäandern oder fortlaufenden Swastikas umrandet. Beliebte Muster sind das Schachbrett, abstrahierte Tigerfelle, Froschspuren oder Diamantblumengitter.

Mythische Tiere wie Schneelöwe, Drache und Phönix sowie Kranich, Fledermaus, Hirsch, Schmetterling, Fisch und Vogel werden gerne mit Medaillons kombiniert, aber auch für sich selbst dargestellt. Manchmal sind die acht buddhistischen Glückssymbole abgebildet, und die Naturelemente Wolken, Berge, Wasser oder Gischt können ebenfalls auf den Teppichen angetroffen werden.

Zwischen den Teppichreihen werden in der Ausstellung Ausschnitte von Tibetfotografien von Heinrich Harrer (1912–2006) aus den 40er Jahren gezeigt. Heinrich Harrer weilte von 1944 bis 1951 in Tibet. Ein Teil seiner Sammlung befindet sich im Völkerkundemuseum der Universität Zürich.

 

Das Teppichknüpfprojekt der DEZA in Nepal

Im Jahr 1959 begab sich Seine Heiligkeit der 14. Dalai Lama ins Exil nach Indien. In seinem Gefolge verliessen mehr als 80’000 Tibeter ihre Heimat. Die Aufnahmeländer Nepal und Indien waren dadurch mit grossen Schwierigkeiten konfrontiert.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) leitete mit Unterstützung des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK) für die Flüchtlinge ein umfangreiches Hilfsprogramm ein. Dieses deckte unmittelbare Bedürfnisse nach Nahrung, Kleidung und medizinischer Betreuung. Da für die Tibeter eine Rückkehr in ihre Heimat nicht absehbar war, mussten langfristig auch Arbeitsplätze geschaffen werden. Diese Aufgabe überstieg allerdings die Kräfte des IKRK. Die Katastrophenhilfe musste zur technischen Aufbauarbeit übergeleitet werden. Deshalb wurden 1963 die Mitarbeiter des IKRK von solchen des Dienstes für technische Zusammenarbeit (DftZ, heute DEZA) abgelöst. Die DEZA engagierte sich erstmals direkt in Nepal und übernahm die Verantwortung für die Ansiedlung der tibetischen Flüchtlinge.

Die DEZA vergrösserte das bereits bestehende Handwerkszentrum in Jawalakhel (Kathmandutal) und errichtete in den tibetischen Siedlungen Tarshi Palkhiel (Pokhara) und Chialsa (Solu-Khumbu) neue Zentren. Deren wichtigsten Produkte waren die Tibet-Teppiche.

Die DEZA setzte in Nepal sechs Millionen Schweizer Franken an Entwicklungshilfegeldern ein. Diese Investition ermöglichte die Entstehung von Teppichfirmen, welche über das Zehnfache dieses Betrages an jährlichen Exporteinnahmen erwirtschaften konnten. Das Teppichprojekt in Nepal war für die DEZA, gemessen an den wirtschaftlichen Auswirkungen, eines der erfolgreichsten Projekte, das sie jemals durchführte.

Die Herstellung von Tibet-Teppichen in Nepal erlebte hauptsächlich in den 80er Jahren ihre Boomphase. Was einst kulturell eingebettete anspruchsvolle Handwerkskunst war, in der das Können einzelner und dessen Weitergabe wichtig waren, wandelte sich – unter Mithilfe alter Meister – zur anonymen Fabrikation, die sich den Bedürfnisse eines internationalen Marktes anpasste. Dieser Vorgang lässt sich auch an den Stücken selber nachvollziehen: die traditionellen tibetischen Motive wurden abgelöst durch moderne Farb- und Designvarianten.

 

Die Ausstellung wurde im Rahmen eines viersemestrigen Museumskurses unter der Leitung von Martin Brauen, Renate Koller und Ina von Woyski von vier Studierenden der Ethnologie, Betty Beer Schuler, Elisa Bühler, Christoph Müller und Susanna Ruggli, realisiert.

Zur Ausstellung erscheint ein Postkarten-Leporello.

 

Vernissage:     Donnerstag, 16. Oktober 2008, 18 Uhr
Begrüssung:    Prof. Dr. Mareile Flitsch, Direktorin des Völkerkundemuseums
Einführung:      PD Dr. Martin Brauen, Chief Curator, Rubin Museum of Arts, New York

Dauer der Ausstellung:     17. Oktober 2008 bis 26. April 2009
Öffnungszeiten:               Di - Fr 10 - 13, 14 - 17 Uhr, Sa 14 - 17 Uhr, So 11 - 17 Uhr.

Eintritt frei.