Lehrveranstaltungen SS 2006 im Völkerkundemuseum
weitere Veranstaltungen sowie die Einführungskurse finden Sie auf der
Homepage des ethnologischen Seminars.
Magie, Hexerei, Krankheit und Heilung
Donati, Dario
Proseminar, Mo 10–12
(Achtung, in früheren Verzeichnissen fälschlicherweise am Dienstag eingetragen)
In dieser Veranstaltung befassen wir uns mit frühen bis hin zu aktuellen ethnographischen Fallstudien aus verschiedenen Regionen und Gesellschaften, die sich mit «übernatürlichen» Krankheitsursachen sowie mit der damit verbundenen Heilpraxis auseinandersetzen. Im Speziellen geht es um das Thema
der Hexerei, der Magie und des Schadenzaubers und deren Auswirkung auf das Wohlbefinden der Menschen, wie auch um die jeweiligen Massnahmen, die von lokalen Heilerinnen und Heilern getroffen werden, um bedrohlichen Einflüssen entgegenzuwirken.
Zunächst sollen die im Laufe der Zeit sich verändernden Fragestellungen, Sichtweisen und Deutungsansätze verschiedener Autoren zur Diskussion gestellt werden. Des Weiteren gilt es, die Begriffe zu klären, die von den Vertretern der westlichen Wissenschaften für die Beschäftigung mit dem Thema verwendet werden. Und schliesslich nehmen wir vertiefte Einblicke in die unterschiedlichen Vorstellungs- und Handlungskomplexe der jeweiligen Gesellschaften selbst.
Das detaillierte Programm sowie die Literaturliste werden zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.
Die religiöse Kunst Tibets
Brauen, Martin
Seminar, Mo 14–16
Die Kunst Tibets ist weniger gut erforscht als diejenige Indiens, Chinas und Japans. Das hängt zum Teil mit ihrer starken religiösen Prägung zusammen und der damit in Zusammenhang stehenden geringen künstlerischen Freiheit. Im Seminar wollen wir zuerst die religiösen Grundlagen kennen lernen (Buddhismus, Mahâyâna-Buddhismus und insbesondere die tantrische Form des Buddhismus), uns mit dem sogenannten «Gott-Yoga» beschäftigen und danach mit der Herstellung, Ikonometrie, Ikonografie, dem Aufbau der Roll-bilder und den Anwendungsarten tibetischer Kunst.
Unter anderem werden wir uns mit dem buddhistischen Weltbild und -konzept auseinandersetzen, mit den Mandalas tibetischer Ausformung und der Symbo-lik der Zahl Fünf, mit anderen Formen der visionären Malerei (z. B. Darstel-lungen der Gottheiten, die einer verstorbenen Person im Zwischenzustand zwischen Tod und Wiedergeburt (bardo) erscheinen), mit narrativen Bildern etc.
Da das Völkerkundemuseum der Universität über eine gute und repräsentative Sammlung tibetischer Kunst verfügt, sollen auch Originale in den Unterricht einbezogen werden. Auch neuste audiovisuelle Ausdrucksformen werden zur Darstellung gelangen (z. B. solche, die mittels Computer-Technologie herge-stellt wurden).
Das Seminar kann auch von Studierenden der Religionswissenschaft besucht werden.
In der Regel montags von 14 bis 16 Uhr (plus ein oder zwei Samstage, da der Seminarleiter während des Semesters z. T. im Ausland weilt); erstes Treffen: Montag, 10. April, Schulraum, Völkerkundemuseum der Universität, Pelikanstrasse 40, 8001 Zürich
Ein aktives Mitarbeiten der Studierenden (Übernahme eines Referates) wird erwartet.
Geplant ist auch eine Exkursion ins Museum Rietberg und/oder ins Museum der Kulturen in Basel.
Das Programm und eine erste Literaturliste sind ab Anfang März erhältlich bei Martin Brauen (brauen@vmz.unizh.ch; Tel. 044 634 90 27/11) oder Renate Koller (rekoller@vmz.unizh.ch; Tel. Mi–Fr 044 634 90 31 ).
Kunstethnologie II
Szalay, Miklós
Proseminar, Mo 16–18
Zweiter Teil eines dreisemestrigen Zyklus. Zur Diskussion steht der Primitivismus in der abendländischen Kunst. Es geht dabei im Einzelnen um folgende Themen: 1. Begriff des Primitivismus. 2. Aneignung künstlerischer Ausdrucksformen aussereuropäischer Völker durch die Künstler der europäischen Moderne. 3. Primitivismus und ethnologischer Evolutionismus. 4. Sammeln
und Rezeption aussereuropäischer Kunst.
Keine Teilnahmebeschränkung.
Forschungssreisen zu Lande: Ethnographische Berichte
Oppitz, Michael
Seminar, Mi 10–12
Die ethnographischen Berichte, die in dieser Veranstaltung einer näheren Betrachtung unterworfen werden sollen, entstammen allesamt aus der Feder von Reisenden, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert auf dem Landweg durch jene Gebiete reisten, von denen ihre Beobachtungen Zeugnis ablegen. In dieser Hinsicht unterscheiden sie sich von jenen Berichten, die zwei Semester zuvor unter die Lupe genommen wurden, als Zeugenberichte von Seereisenden auf dem Plan standen. Die Gegenüberstellung geht von der Annahme aus, dass die Bedingungen der Reisen selbst Einfluss nehmen auf die Art der Zeugenschaft und ihre Darstellung. Waren es in der ersten Runde hauptsächlich Texte aus der Zeit der grossen wissenschaftlichen Entdeckungsfahrten in die Südsee während des 18. Jahrhunderts, so sollen diesmal vornehmlich Entdeckungsreisen durch den asiatischen Kontinent im Vordergrund stehen – in etwa aus der gleichen Zeit, also jener Epoche, da Peter der Grosse zahlreiche Gelehrte in die unbekannten Gebiete Sibiriens aussandte, um die dort lebenden Völker und ihre Umgebung besser kennen
zu lernen. Zum Vergleich werden aber auch ältere und jüngere Berichte zu anderen Regionen herangezogen werden.
Geschichte und Zukunft ethnographischer Museen
Oppitz, Michael
Seminar, Mi 14–16
Mit dieser Veranstaltung beginnt ein neuer Zyklus (von vier Semestern) des Museumspraktikums. Inhaltlich ist die Veranstaltung zugleich in die Vergangenheit wie in die Zukunft ausgerichtet. Rückblickend wird sie sich mit der allmählichen Herausbildung von Museen ethnographischer Thematik auseinandersetzen: mit den Studiolos der Gelehrten und den Privatsammlungen von Adeligen der Renaissancezeit; mit den Wunderkammern und Kuriositätenkabinetten des Barock; mit den königlichen und staatlichen Natur- und Artefaktesammlungen des 18. und 19. Jahrhunderts; und mit den ersten Museen eindeutig ethnologischer Prägung, wie sie an zahlreichen Orten Europas im Zeichen der Wissenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aus dem Boden schossen. Wie diese Stätten des Sammelns und Forschens dann ihrerseits zur Etablierung einer akademischen Ethnologie beitrugen, wird ebenso beleuchtet werden wie die allmähliche Separation von universitärer und museumsbezogener Ethnologie, was schliesslich in einem regelrechten Schisma zweier Arten von Wissenschaftspraxis endete. Der Widersinn dieser künstlichen Teilung soll aufgezeigt und Vorschläge zu ihrer Überwindung sollen unterbreitet werden. Am Ende soll ein Blick in die Zukunft geworfen werden, mit der Absicht, den scheinbaren Gegensatz von materieller und ideeller Kultur aufzuheben und die Einheit der Ethnologie zu befördern.
Film als ethnographische Methode (Visuelle Anthropologie)
Saxer, Martin
Proseminar, Do 10–12
Dieses Proseminar richtet sich an Studierende, die sich Gedanken darüber machen, ob und wie sie in ihrer Forschung mit Video arbeiten wollen. Dabei sollen nicht nur jene Studierenden angesprochen werden, die vorhaben, einen Film als Teil der Lizenziatsarbeit einzureichen. Video hat in der Forschung viele Einsatzmöglichkeiten und in diesem Proseminar geht es darum, sich die Grundlagen dafür anzueignen.
Die Leitfrage, die uns beschäftigen wird, lautet: Was leistet das bewegte Bild und wie kann man es einsetzen? Es geht darum, unterschiedliche Möglichkeiten und Ansätze kennen zu lernen, zu reflektieren und ein Stück weit auch praktisch zu erproben. Was bedeutet es, eine Kamera als Tagebuch zu verwenden, essayistisch oder journalistisch zu arbeiten, «under-cover» zu drehen oder Interviews zu inszenieren? Welche Rolle spielen «Found Footage» oder Archivmaterial? Welchen Einfluss kann die Präsenz einer Kamera auf die Interaktionen haben? Was tun mit grossen Mengen an Video-material, Bildern und Texten?
Voraussetzung für dieses Proseminar ist ein praktisches und theoretisches Grundwissen in qualitativer Methodik, vorzugsweise ein abgeschlossener Methodenkurs. Zugang zu einer Videokamera und einem Computer mit einer einfachem Videoschnittsoftware sind sehr wünschenswert.
Einführende Lektüre:
Banks, M. 2001. Visual methods in social research. London: Sage Publications.
Doktorandenkolloquium
Oppitz, Michael
Seminar, Do 14–16
In dieser für Doktoranden reservierten Veranstaltung sollen die Fortschritte und Schwierigkeiten vorgestellt und erörtert werden, die sich im Fortgang ent-stehender Dissertationen gebildet haben.
Die Sprache der Textilien I
Isler, Andreas / von Wyss-Giacosa, Paola
Proseminar/Museumspraktikum, Do 16–18
Text und Textil – die beiden Wörter haben denselben Wortstamm. Das latei-nische Wort «texere» heisst zunächst «weben, flechten», im übertragenen Sinn dann das Verweben von Wörtern im Schreiben. Textilien sind ein wichtiger, vielleicht nicht immer gleich bewusst erlebter Teil der Kultur. Sie sind Bedeutungsträger voller Mitteilungen, die sich lesen lassen, bergen politische, gesellschaftliche, religiöse Inhalte, Zeichen einer individuellen oder einer kollektiven Identität. In den Materialien, in der Form und Musterung von Textilien und in ihrer spezifischen Verwendung treten vielfältige Aussagen zutage. So sind Zeitaufwand, Mühe, Erfindungsreichtum, wie er sich in den zahlreichen, oft äusserst komplexen Musterungstechniken und Färbeverfahren niederschlägt, gleichsam die Grammatik einer kulturellen Betrachtung der Textilkunst.
Gemusterte Textilien gelten in vielen Kulturen als gültige, gleichwertige Darstellungen des Weltbildes neben anderen visuellen Ausdrucksformen wie Malerei, Skulpturen oder Masken. Oft sind Textilien sogar die dominante, bevorzugte Form der bildlichen Darstellung. Das Völkerkundemuseum besitzt eine reichbestückte und vielfältige Sammlung asiatischer und afrikanischer Textilien. Vom 6. April 2006 bis 29. Januar 2007 wird zudem eine Ausstellung den Textilien Zentralamerikas gewidmet sein. Das Proseminar, das zugleich den ersten Teil eines Museumskurses darstellt, wird technischen Fragen der Herstellung ebenso Raum geben wie Fragen nach dem Umgang mit und der gesellschaftlichen Bedeutung von Textilien.
Literatur:
Weiner, Annette und Jane Schneider. 1989. Cloth and human experience.
Washington (DC): Smithsonian Institution Press.
Kunstethnologisches Praktikum
Szalay, Miklós
2 Stunden nach Vereinbarung
Acht Absolventinnen und Absolventen des Zyklus Kunstethnologie I–III bereiten eine Ausstellung vor zum Thema «Die Macht der Wildnis. Das Tier in der afrikanischen Kunst». Ausstellungseröffnung im Oktober 2006. Keine Lehrveranstaltungen im WS 06/07!
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