Lehrveranstaltungen HS 2008 im Völkerkundemuseum
weitere Veranstaltungen sowie zusätzliche Inforamtionen finden Sie auf der
Homepage des ethnologischen Seminars, Informationen zur Modulbuchung und den genauen Veranstaltungsdaten auf der Homepage der Universität Zürich.
Erstemestrigentag
im Völkerkundemuseum, am 11. September von 16:00 - 17:00 Uhr
Reality TV im ethnographischen Kontext
Kavka, Misha
Seminar
Di 10.15-12.00, VMZ
Gerade weil die Gegner des «Reality TV» dieses als populäre Einführung in die Anthropologie bezeichnen, nehmen wir diese Zuschreibung ernst. Anthropologie bedeutet gemeinhin die Beobachtung und Analyse der nicht-abendländischen, bzw. der «primitiven» Anderen und ihren vielfältigen Beziehungen untereinander. Die Visuelle Anthropologie hat die hauptsächlich am Schreiben orientierte Vermittlung anthropologischen Wissens in die Beobachtungsarbeit mit der Kamera umgewandelt. Doch was passiert, wenn der Untersuchungsgegenstand nicht die «Anderen», sondern «wir» selbst sind? Und was passiert, wenn die Kamera keinen seriösen Dokumentarfilm, sondern unterhaltendes Fernsehmaterial produziert? Nach Suzanne Danuta Walters: «TV has become our […] cultural meeting place, a site of profound social meaning and effect.» Deshalb ist der Ausgangspunkt dieses Seminars, dass auch «Reality-TV» wissenschaftlich betrachtet und mit ethnologischen Methoden analysiert werden kann und somit zur Vermittlung von Wissen über die Menschheit beiträgt. Die «Reality TV» Programme befassen sich mit so unterschiedlichen Themen wie: Nation und Nachbarschaft; Gesellschaftsstruktur und Religion; Rasse und Geschlecht (gender); Identität und Sittlichkeit. Sie beinhalten somit auch ethnographische Informationen über verwandtschaftliche Verhältnisse, die Sozialstruktur und die symbolischen Werte einer Gesellschaft. Im Wesentlichen geht es um die Identitätsmythen und die Wirkung von Intimität, die unsere eigene Zugehörigkeit zu einer Gruppe schaffen. Damit ist das Ziel, den sich wandelnden anthropologischen Blick vom Leben der «Anderen» zum nicht weniger wissenswerten Leben des «Selbst» aufzuzeichnen.
Das Seminar hat drei Hauptthemen: die (Selbst-)ethnographie, das Fernsehmedium als Quelle visuellen Wissens und die anthropologischen Erkenntnisse des «Reality TV». Nach einer Einführung in den traditionellen, ethnographischen Dokumentarfilm zum Vergleichszweck, nimmt das Seminar eine vierteilige Gliederung auf: «primitiv»-orientiertes Reality TV (e.g. Survivor [USA], Amazing Race [USA], Ticket to the Tribes [NZ]); Beobachtungs-RTV (e.g. docusoaps [verschiedene], The Real World [USA]); Menschenexperiment-RTV (e.g. Big Brother [verschiedene], Black and White [USA]) und Verwandschafts-RTV (e.g. Wife Swap [GB], Trading Spouses [USA], Supernanny [GB, USA]).
Die wöchentlichen Aufgaben bestehen aus fach- und fernsehspezifischer Lektüre und dem Visionieren einzelner Programme. Die Sprache der Lektüre und der Videos wird hauptsächlich Englisch sein. In der ersten Sitzung bestimmen wir gemeinsam eine passende Zeit für die Vorführung der Programme.
Für weitere Auskünfte oder bei Fragen stehe ich Ihnen jederzeit zur Verfügung:
m.kavka@auckland.ac.nz
Lektüre für die erste Sitzung: Shooting People: Adventures in Reality TV, Sam Brenton and Reuben Cohen. London: Verso, 2003 (Kap. 2 und 3).
Maori: Indigeneity, Race and Religion
Turner, Stephen
Seminar
Di 14.00-15.45, VMZ
What is indigeneity? Contrary to the view that what is indigenous is an essence or attribute of indigenous peoples, Marcia Langton has described indigeneity as an ‘intersubjective relationship’ between first peoples and second settlers who have invaded their lands and subjected them to another law. Indigeneity is a feature of modernity in and through which indigenous peoples also conceive themselves. The long history of their local occupancy of place overlaps with the short history of second peoples in the same place, and makes indigenous peoples both traditional and modern. The primal scene of enlightenment anthropology, which is a people untouched by modernity and living in an observable state of nature, is no longer tenable. Indigenous peoples are modern as soon as you are looking at them because they are also looking back at you. In this seminar we consider the encounter of Europeans and the New Zealand Maori, who are a prime illustration of why we must revise the state-of-nature hypothesis. Modern indigenous people open up a reverse or transverse anthropology.
The seminar further explores the relation of anthropology to questions of race and religion. Anthropology and Christianity have both played a significant role in the definition of Maori and the settling of New Zealand by Europeans. But what do ‘race’ and religion mean to Maori? Their use of ideas of others about themselves, and their adoption of Christianity, reconfigure what European settlers take race and religion to mean. The seminar will consider the uptake of religion in the millenarian Maori movements of the nineteenth century, which resisted European invasion, and the genealogy of Maori resistance since then. The seminar will take a particular interest in the Tuhoe people, who were re-invaded by para-military forces of the New Zealand government in October 2007. This latter-day invasion was prompted by Maori understanding of the race-religion constellation in terms of «first law» (Maori law) rather than religion alone as a doctrinaire faith. The 21st century revision of race and religion, at least since 9/11, makes indigeneity a matter of having faith in law, as well as or instead of having faith in gods.
The seminar discussions and readings will be in English.
Select bibliography:
Sissons, Jeff. First Peoples: Indigenous Cultures and their Futures. London: Reaktion Books, 2005.
Einführung in die Technikethnologie und das Studium materieller Kulturen
Flitsch, M. Prof. Dr.
Vorlesung VL 1658
Mittwoch 10.15-12, VMZ
Artefakte des Alltags in den Kulturen finden angesichts von Globalisierung und beschleunigter Modernisierung in vielen Regionen der Welt seit einigen Jahrzehnten zunehmend Beachtung. Doch noch bevor eine globale Technikgeschichte geschrieben werden konnte droht autochthones Alltagskönnen verloren zu gehen, sind Artefakte in Museen mehr und mehr die letzten Zeugnisse praktischen Wissens. Die Vorlesung bietet entlang eines roten Fadens, der Frage nach dem jeweiligen Verständnis des Verhältnisses von Gesellschaft und materieller Kultur, eine Einführung in Geschichte, Theorie und Praxis der ethnologischen Erforschung und Dokumentation praktischen Wissens.
Einführende Literatur
Bray, Francesca: Gender and Technology. In: Annual Review of Anthropology Vol. 36, 2007, pp. 37-53.
Christian F. Feest: Materielle Kultur. In: Bettina Beer, Hans Fischer, Hans [Hrsg.]: Ethnologie. Einführung und Überblick. Reimer: Berlin 2003, S. 239-254.
Hahn, Hans-Peter: Materielle Kultur – Eine Einführung. Berlin: Reimer 2005.
Haudricourt, André-Georges : La Technologie science humaine. Recherches d’histoire et d’ethnologie des techniques. Paris: Édition de la Maison des Sciences de l'Homme 1988.
Ingold, Tim: Eight themes in the anthropology of technology. In: Social Analysis 1997, Vol.4, pp. 106-138.
Pfaffenberger, Bryan: Social anthropology of technology. In: Annual Review of Anthropology 21, 1992, pp. 491-516.
Sigaut, François: Technology. In: Ingold, Tim: Companion Encyclopedia of Anthropology. London 1994, Ch. 16.
Einführung I (Übungsgruppen, Kurs B)
Schaedler, Luc
Do 12.15-13.45
Grundzüge der Religionsethnologie
Isler, Andreas / von Wyss-Giacosa, Paola
Seminar
Do 14.00-15.45, VMZ
In diesem Seminar einführenden Charakters verschaffen uns die Lektüre und Diskussion klassischer Texte der Religionsethnologie einerseits und das Erkunden von Religionspraxis durch Interviews und Beobachtung andererseits einen theoretisch wie praktisch begründeten kritischen Zugang zu zentralen Begriffen und Fragestellungen dieser frühen ethnologischen Disziplin.
Museumsethnologie: Fallbeispiele
Isler, Andreas / von Wyss-Giacosa, Paola
Seminar
Do 16.15-18.00, VMZ
Die Institutionalisierung der Ethnologie als universitäre Disziplin hängt massgeblich mit den im Verlauf des 19. Jahrhunderts neu gegründeten ethnographischen Museen zusammen. (Als Beispiele namhafter Institutionen seien hier nur das 1867 gegründete Harvarder Peabody Museum of American Archaeology and Ethnology, das Königliche Museum für Völkerkunde zu Berlin, 1868 eröffnet, und das Pitt-Rivers in Oxford, 1882, genannt.) Objekte und Bilddokumente bleiben als Gegenstand wissenschaftlicher Betrachtung, Erkenntnis und Kritik auch lange nach der Emanzipierung dieser jungen Wissenschaft vom Museumsumfeld Quellen von grosser ethnographischer Bedeutung.
Auch in Zürich lässt sich die Ethnologie auf die Gründung des Völkerkundemuseums im Jahr 1889 zurückführen. Thema des angekündigten Seminars sind – vor dem Hintergrund der Geschichte und Entwicklung öffentlicher ethnographischer Sammlungen – wissenschaftliche Fragestellungen im Umgang mit diesen Primärquellen. Anhand einzelner Sammlungen (aus Namibia, Indonesien, Glarus…) im Völkerkundemuseum, und unter Beizug von Archivmaterialien, möchten wir geographisch wie historisch recht breit einerseits dem Potenzial von Museumsbeständen, andererseits Aspekten der Museumsgeschichte des Völkerkundemuseums der Universität Zürich exemplarisch nachgehen. Detektivischer Spürsinn im Erarbeiten des Sammlungskontextes und im Erkunden der Objekte selber ist ebenso gefragt wie die Fähigkeit, die recherchierten Einzelinformationen in Zusammenhänge zu stellen und diese zu beschreiben.
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