Gruss aus der Ferne
Fremde Welten auf frühen Ansichtskarten
Foyersaal
14. März bis 21. Oktober 2001
Hochauflösende Tiff-Bilder erhalten Sie durch Anklicken des
entsprechenden Bildes nebenan.
Zur Ausstellung erscheint die Publikation:
Gruss aus der Ferne. Fremde Welten auf frühen Ansichtskarten. Kümin, Beatrice und Kumschick, Susanna (Hg.). Zürich: Völkerkundemuseum 2001. 121 Seiten, 101 farbige Abbildungen.
Mit Beiträgen von Simone Meier, Michael Oppitz, Christoph Schuler, Ruth Schweikert, Albert Wirz, Laure Wyss
u. a.
Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Pelikanstr. 40, 8001 Zürich
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 - 13 und 14 - 17 Uhr
Samstag: 14 - 17 Uhr
Sonntag: 11 - 17 Uhr
Eintritt frei
Pressetext kurz
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als weite Reisen noch nicht selbstverständlich waren und nur wenige Reisende eine eigene Fotokamera besassen, waren es vorwiegend Ansichtskarten, die für die Zuhausegebliebenen das Bild ferner Länder und ihrer Bewohner prägten. Das Völkerkundemuseum Zürich zeigt aus seiner Fotosammlung Ansichtskarten aus aller Welt, die damals produziert, verschickt oder gesammelt worden sind.
Die Ansichten zeigen ein kleines Fragment aus einer anderen Welt und stehen doch für etwas Ganzes: für ein fremdes Land und eine fremde Kultur. Sie erzählen vom Abenteuer des Reisens, widerspiegeln westliche Phantasien von fernen Welten, dokumentieren aber auch das grosse Interesse der Europäer an der unbekannten Flora und Fauna, an den exotischen Sitten und dem alltäglichen Leben der fremdländischen Bevölkerung. Handschriftliche Grüsse geben Einblick in persönliche Lebensgeschichten während Briefmarken und Stempel vom langen Unterwegssein zeugen.
Die Ausstellung zeigt Ansichtskarten aus der Ferne, die einen faszinierenden kulturgeschichtlichen Schatz in sich bergen und durch ihre visuelle Kraft und Schönheit verzaubern.
Pressetext lang
Sie ist klein und leicht, liegt gut in der Hand und passt in jede Jackentasche. Alle kennen sie, viele verschicken oder sammeln sie und verbinden Erinnerungen und Geschichten mit ihr: Die Ansichtskarte - ein vertrautes Gebrauchsobjekt unserer Alltagskultur.
Das Völkerkundemuseum Zürich zeigt aus seiner Fotosammlung rund 300 Ansichtskarten aus aller Welt, die in der Blütezeit der Postkartengeschichte entstanden sind. Sie wurden alle zwischen 1896 und 1930 produziert, verschickt oder gesammelt und basieren auf Fotografien, die vor allem in Asien, Afrika, Ozeanien und Lateinamerika aufgenommen wurden.
Im industrialisierten Europa des 19. Jahrhunderts erfunden, verbreitete sich die Ansichtskarte auf immer perfektionierteren Postwegen über die ganze Welt und wurde ein effizientes und beliebtes Kommunikationsmittel. Die Geschichte ihrer weltweiten Verbreitung spiegelt nicht nur die Zeit des Kolonialismus, sie demonstriert auch die fortschreitende Mobilität der Moderne und erzählt von der Kulturgeschichte des Reisens. In dieser frühen Zeit der Postkartengeschichte waren weite Reisen noch nicht selbstverständlich und nur wenige Reisende besassen eine eigene Fotokamera. Es waren deshalb hauptsächlich Ansichtskarten, die für die Zuhausegebliebenen das Bild fremder Länder und ihrer Bewohner prägten. Die Ansichten zeigen ein kleines Fragment aus einer fernen Welt und stehen doch für etwas Ganzes: für ein fremdes Land und eine fremde Kultur.
In der Darstellungsweise ferner Länder und fremder Völker auf der kleinen Fläche der Postkarte offenbart sich eine breite Skala von Haltungen zum abgebildeten Objekt. Man begegnet der Pose des Kolonialisten, des Forschers im Namen der Wissenschaft und des Fortschritts, des Abenteurers und Weltenbummlers. Auch wenn die Karten in erster Linie für den populären Geschmack eines westlichen Publikums produziert wurden, zeigen die Abbildungen oft ein ethnographisches Interesse und die Bemühung wird spürbar, möglichst nahe an die Wirklichkeit der fremden Kulturen heranzukommen. Solche Ansichtskarten sind ein wertvolles Zeugnis vergangener Zeiten, denn wo andere visuelle Dokumente verschwunden sind, haben Ansichtskarten mit ihrer weiten Verbreitung und grossen Produktionsmenge überdauert.
Die Ausstellungsmacherinnen Beatrice Kümin und Susanna Kumschick haben für die Veröffentlichung in der Ausstellung und in der Publikation Ansichtskarten mit typischen Motiven und wiederkehrenden Sujets zusammengestellt und sich auf jene Themen konzentriert, welche die Postkartenproduzenten und Konsumenten damals besonders interessierten. Es sind einerseits Ansichten, die den Aufbruch in die Ferne und das abenteuerliche Reisen illustrieren. Andererseits zeigen sie die Faszination der Europäer an der unbekannten Fauna und Flora, an den Sitten und Riten der fremdländischen Bevölkerung oder machen das grosse Interesse an Porträts von Menschen fremder Kulturen sichtbar.
Die frühen Ansichtskarten beeindrucken durch ihre reichhaltigen Gestaltungsvarianten. Sie zeigen die verschiedenen, heute kaum mehr angewendeten Drucktechniken und Kolorierungsarten, das spannungsvolle Zusammenspiel zwischen Handschrift, Legende und Bild mit ihrer Leichtigkeit und dem bisweilen versteckten Witz.
Die verblassenden Spuren ihrer langen Reisen - Briefmarken und Poststempel - erzählen ausserdem von den Postwegen über Land und Meer, welche die verschickten Karten genommen haben, und die handschriftlichen Postkartentexte geben Einblick in persönliche Lebensgeschichten. Die Ansichtskarten aus der Ferne bergen einen faszinierenden kulturgeschichtlichen Schatz in sich und verzaubern den Betrachter durch ihre visuelle Kraft und Schönheit.
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