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Völkerkundemuseum

Benin Initiative Schweiz: Forschung und Dialog mit Nigeria

Das Völkerkundemuseum der Universität Zürich untersucht gemeinsam mit sieben weiteren Schweizer Museen die Provenienz seiner Sammlungen aus dem Königtum Benin in Nigeria. Ziel der vom Bundesamt für Kultur geförderten Benin Initiative Schweiz ist, die Herkunft und Objektbiographien der Objekte aus Benin zu erforschen und transparent zu machen. Dabei stehen der Austausch und Dialog mit Nigeria an vorderster Stelle.

Das Königtum Benin im heutigen Nigeria verbindet seit dem 15. Jahrhundert eine lange Geschichte des Austausches und Handels mit dem globalen Norden. In der Kolonialzeit wurde die Hauptstadt Benin City 1897 von britischen Kolonialtruppen angegriffen und dabei der Palast des Königs geplündert und niedergebrannt. Zwischen 3’000 und 5’000 Objekte wurden aus dem Palast entwendet. Sie gelangten in der Folge als sogenannte «Benin-Bronzen» über den Kunsthandel in private und öffentliche Sammlungen in der ganzen Welt. In der europäischen Rezeptionsgeschichte wurden die Objekte bereits früh aufgrund ihrer naturalistischen Ästhetik und kunstvollen Herstellungsart als Kunstwerke bewundert. Auch in Schweizer Museen finden sich heute rund 100 Objekte, bei denen eine Herkunft aus dem Königtum Benin angenommen wird. Die Benin-Sammlung des Völkerkundemuseums umfasst 18 Objekte, deren Provenienz erforscht wird.

Das vom Bundesamt für Kultur (BAK) geförderte Projekt hat die postkoloniale und kooperative Provenienzforschung zum Inhalt. Neben der Vernetzung der Museen in der Schweiz sind dabei die Zusammenarbeit und der Austausch mit Nigeria von grosser Bedeutung. So arbeiten die Museen auch mit der nigerianischen Historikerin Enibokun Uzébu-Imarhiagbe der Universität in Benin City zusammen. Auf Schweizer Seite ist Alice Hertzog als Projektforscherin involviert, die seit Frühling 2023 als Provenienzforscherin am Völkerkundemuseum UZH angestellt ist.

Zu den Methoden gehören Recherchen in Archiven in Europa und in Afrika, Interviews zur westlichen Sammel- und Handelspraxis sowie die Berücksichtigung von mündlich überlieferten Geschichten (oral history) der Handwerkergilden und der Palastgesellschaften in Benin City. Damit sollen die Objektbiografien und Handelsnetzwerke aus unterschiedlichen Perspektiven von Nigeria bis in die Schweiz rekonstruiert werden.

Auch wenn es bislang keine Rückgabeforderungen an Schweizer Museen gibt, ist es unser Anliegen, dass die Museen sich selbst der Verantwortung stellen und die Forschung und den Dialog über dieses sensible Kulturerbe initiieren.

Weiterführende Informationen

UZH News: «Benin-Bronzen» unter der Lupe

Ein Gespräch von Rita Ziegler, UZH Kommunikation, mit Afrika-Kurator Alexis Malefakis über das Projekt, die Limiten der Provenienzforschung und die Frage der Restitution.

Kontakt

Dr. Alice Hertzog, Provenienzforschung
hertzog@vmz.uzh.ch
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