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KALKUTTA SCHWARZWEISS. TRÄUME, STIMMEN, BILDER
Völkerkundemuseum der Universität Zürich, Pelikanstr. 40, 8001 Zürich
Eröffnung: Donnerstag, 2. April 2020, 18 Uhr
Ausstellungsdauer: 3. April – 13. Dezember 2020
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Licht und Dunkel der Bildprojektionen im Ausstellungsraum, Klänge und Momente der Stille, ersetzen gängige Schwarzweiss-Klischees von der indischen Metropole Kalkutta durch Schattierungen und Zwischentöne.
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Als einziges Exponat findet sich im Ausstellungsraum eine sich langsam drehende Statuette der schwarzen Göttin Kali, die in Kalkutta wie nirgendwo sonst Verehrung geniesst.
Licht und Dunkel wechselnder Bildprojektionen, Klänge und Momente der Stille, reflektieren die Figur und ersetzen gängige Schwarzweiss-Klischees von der Stadt durch Schattierungen und Zwischentöne.
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Als einziges Exponat findet sich im Ausstellungsraum eine sich langsam drehende Statuette der schwarzen Göttin Kali, die in Kalkutta wie nirgendwo sonst Verehrung geniesst.
Umgeben ist die Figur von grossen Projektionsflächen, auf welchen in stetigem Wechsel Bilderserien zu sehen sind, die der Zürcher Fotograf Samuel Schütz anlässlich zahlreicher Aufenthalte in Kalkutta mit einer Lochbildkamera aufnahm, während Thomas Kaiser, Verantwortlicher für die Audiosammlung des Völkerkundemuseums, Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt nach ihren nächtlichen Träumen befragte. Diese Traumgeschichten sind nun in der Ausstellung ebenso zu hören wie die Gesänge von Strassenmusikern, Händlerrufe, der Lärm religiöser Prozessionen und das Krakeelen der in Kalkutta allgegenwärtigen Krähen.
Licht und Dunkel der Bildprojektionen und Klänge und Momente der Stille verleihen der Kali-Statuette ein Umfeld, wie sie es in Kalkutta tun: Die Aufnahmen entstanden allesamt in Fussdistanz zum alten Kali-Tempel der Stadt.
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Sprechen Bengalinnen und Bengalen von Kalkutta, tun sie’s mit leuchtenden Augen; für sie ist die Stadt unangefochtene Kulturhauptstadt Indiens. Im Westen allerdings hatte Kalkutta den Ruf eines schwarzen Lochs, einer Kloake; Kalkutta war, so der Historiker Jeffrey N. Dupée, die «exemplarische urbane Horrorstory».
Zwischen Selbstwahrnehmung und Aussensicht klafft eine Lücke, welche der Fotograf Samuel Schütz und der Klangdokumentarist Thomas Kaiser bei zahlreichen Aufenthalten in Kalkutta ausloteten. Schütz fotografierte mit seiner Lochkamera Strassenzüge, Kreuzungen, Werkstätten und Fährstellen; Kaiser befragte Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt nach ihren Träumen und Lebensgeschichten. Ausserdem dokumentierte er die Soundscape der Stadt: Strassenmusiker, fliegende Händler, religiöse Feiern, Strassenverkehr und das Krakeelen der allgegenwärtigen Krähen.
Licht und Dunkel der Bildprojektionen im Ausstellungsraum, Klänge und Momente der Stille und die Stimmen von Menschen in Kalkutta, ersetzen gängige Schwarzweiss-Klischees von der Stadt durch Schattierungen und Zwischentöne.
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Als einziges Exponat steht unter einem Spotlicht im Ausstellungsraum eine kleine, sich drehende Figur der schwarzen Göttin Kali, die in Kalkutta wie nirgendwo sonst Verehrung geniesst.
Umgeben ist die Statuette von grossen Projektionsflächen, auf welchen in stetigem Wechsel Bilderserien zu sehen sind, die der Zürcher Fotograf Samuel Schütz anlässlich zahlreicher und ausgedehnter Aufenthalte in Kalkutta mit einer Lochbildkamera aufnahm, während Thomas Kaiser, der Verantwortliche für die Audiosammlung des Völkerkundemuseums, Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt nach ihren nächtlichen Träumen befragte und die Soundscape Kalkuttas dokumentierte.
Kalkutta leide unter einer schlechten Presse, bemerkte der britische Soziologe John Hutnyk Ende der 1990er-Jahre; andere Autoren nannten die Stadt ein „schwarzes Loch“, eine „Kloake des Orients“; der deutsche Literatur-Nobelpreisträger Günther Grass bezeichnete sie als einen „Haufen Scheisse […], wie Gott ihn fallen liess und Kalkutta nannte“.
Unter Bengalen hingegen geniesst die Metropole den Ruf einer kulturellen Hauptstadt Indiens und Heimat einer vitalen Szene von Poeten, Künstlern, Kleinverlegern und Filmemachern. Sie verstehen Kalkutta als Ballungsraum, wo archaisch-ländliche und zeitgenössisch-urbane Traditionen und Strömungen ganz Indiens aufeinandertreffen und sich gegenseitig befruchten.
Diese Schwarzweisszeichnung der indischen Millionenmetropole interessierte Kaiser und Schütz Anfang der 1990er-Jahre als junge Künstler. Für sie lag einer der bemerkenswertesten Denkansätze zeitgenössischer Kunst in Joseph Beuys‘ „Erweitertem Kunstbegriff“, demzufolge auch Gedanken, Prozesse und Interaktionen Kunstwerke sein können, und in Beuys’ Konzept der „Sozialen Plastik“, welches kreatives gesellschaftliches Handeln miteinschloss: „Das Atelier ist zwischen den Menschen.“
Sie wollten wissen, inwiefern dieses virtuelle Atelier über den Resonanzraum westlicher Gegenwartskunst hinausreichte; sie wollten wissen, wie westliche Gegenwartskunst ihr aufklärerisch-gesellschaftsformendes Potential in nicht-europäischen Umgebungen entfalten konnte, in der Auseinandersetzung mit ganz anderen künstlerischen Traditionen und gesellschaftlichen Gegebenheiten.
Für die Suche nach Antworten erschien ihnen Kalkutta als der geeignete Ort. Sie empfanden die grandiose Widersprüchlichkeit existierender Kalkutta-Klischees als Herausforderung und besuchten die Stadt über einen Zeitraum von zwanzig Jahren immer und immer wieder.
Die Assoziation des „schwarzen Lochs“ schwang auch in ihrer Arbeit mit; doch war Dunkelheit für sie keine Metapher für Dreck, Armut, Elend oder exotische Andersartigkeit, sondern Mittel zum Zweck: In der Camera obscura – der „dunklen Kammer“ – entstand das in dieser Ausstellung zu sehende Bild Kalkuttas; aus dem nächtlichen Dunkel entstanden die Träume, die in der Ausstellung erzählt werden.
Doch noch viel mehr ist dort zu hören: Das Geheul nächtlicher Hundemeuten, das Krächzen der in Kalkutta allgegenwärtigen Krähen, der melancholisch anmutende Ruf des indischen Kuckucks auf einer Brache, der frühmorgendliche Lärm einer Quartierstrasse, die rhythmischen Rufe fliegender Händler, die Gesänge religiöser Wanderasketen und Lärm und Aufregung beim Ende des alljährlichen Kali-Festes, wenn die kleinen und zuweilen riesigen Kali-Figuren, die während des Festes überall in den Häusern, Höfen und Strassen der Stadt stehen, dem Wasser des Ganges übergeben werden.
Der Klangraum der Ausstellung steht stellvertretend für Klangräume generell, in denen die Gegenstände ethnografischer Sammlungen und Ausstellungen erfunden, hergestellt, gebraucht und veräussert werden.
Die dabei entstehenden Klänge sind wichtige Artefakte und deshalb Sammelstücke ganz eigener Art; sie verleihen den Dingen ihre Bedeutung und ihren Wert: Der Klang eines Werkstoffs gibt Aufschluss über seine Konsistenz, der Klang eines Werkzeugs Aufschluss über das Können dessen, der es führt, ein Verkaufsgespräch Aufschluss über Wert und Wertschätzung eines Gegenstands. Die Art, wie Dinge in Kinderreimen, Liedern oder Erzählungen erscheinen, gibt Aufschluss über ihre praktische und emotionale Funktion und über ihren Platz in einer Gesellschaft.
Dieser Klangraum, der jedes Ding umgibt wie ein Kokon, fehlt gewöhnlich in Museumssammlungen und Ausstellungen, wo die Objekte wohl temperiert und bei gedämpftem Licht hinter Glas ihrer eigentlichen Funktion und Bedeutung ebenso entrückt sind wie den Händen jener, denen sie einst gehörten.
Mit dieser Konvention bricht die Ausstellung KALKUTTA SCHWARZWEISS: Während Licht und Dunkel der Bildprojektionen, die Klänge und Momente der Stille, gängige Schwarzweiss-Klischees von der Stadt durch Schattierungen und Zwischentöne ersetzen, umhüllen sie auch die Figur der Kali, wie sie es in Kalkutta tun: aufgenommen wurden die Bilder und Klänge allesamt in Fussdistanz zum alten Kali-Tempel der Stadt.
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