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Die auf den Bildrollen abgebildeten Buddhas, Bodhisattvas, kami und Heilsfiguren sind Träger von bunten Erzählungen, die im Darreichen und Entgegennehmen, im Aufhängen und Verehren der Bilder erinnert und mittradiert werden. Die Erzählungen beinhalten Episoden aus der Geschichte Japans, sie schöpfen aus dem reichen Fundus der religiösen Überlieferung, berufen sich auf lokal verankerte Gestalten und Begebenheiten und verweben alle Elemente zu einem dichten Mosaik.
Im Mittelpunkt einer beliebten Erzählung stehen die Sechs Amida Buddhas von Edo, denen in Edo (heutiges Tokio) ein Pilgerweg geweiht ist: Während der Regierungszeit des Kaisers Shōmu (724–749) schenkte der Buddha Amitabha (Amida) einem wohlhabenden, aber kinderlosen Ehepaar ein Mädchen – die Prinzessin Adachi. Herangewachsen, wurde sie vom reichen Lehnsherrn des Nachbarlandes zur Frau genommen. Die Ehe war jedoch unglücklich, und eines Tages stürzte sich Adachi aus Verzweiflung in den Fluss Sumida. Ihre fünf ergebensten Mägde folgten nach.
Voller Trauer begab sich der Vater auf die Pilgerreise nach Kumano. Daselbst erschien ihm Amida Buddha in einem Traum, wies ihm den Weg zu einem heiligen Baum und beschenkte ihn mit dem Holz des Baumstammes. Heimgekehrt, bat der Vater den Mönch Gyōki, aus dem Holz sechs Amida-Figuren zu schnitzen – eine für jede der unglücklich verstorbenen Frauen. Daraufhin liess er in Edo sechs Tempel errichten und weihte jedem dieser Tempel eine der Statuen.