Traumwelt Tibet westliche und
chinesische Trugbilder
1. Stock
26. Mai 2000 bis 4. Juni 2001
Hochauflösende Tiff-Bilder erhalten Sie durch Anklicken des
entsprechenden Bildes nebenan.
Zur Ausstellung erscheinen zwei neue Publikationen:
Brauen Martin. Traumwelt
Tibet Westliche Trugbilder. Bern: Haupt Verlag, 2000
Oppitz Michael. Semiologie eines Bildmythos.
Der Flipper Shangri-La. Zürich: Völkerkundemuseum 2000
Führungen durch die Ausstellung:
Sonntag, 28. Mai und 18. Juni um 13 Uhr
Mittwoch, 7. Juni und 28. Juni um 19.30 Uhr
oder nach individueller Vereinbarung. Für spätere
Ausstellungsführungen: bitte Völkerkundemuseum-Programm oder Tagespresse konsultieren.
Völkerkundemuseum der Universität Zürich
Pelikanstr. 40, 8001 Zürich
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 - 13 und 14 - 17 Uhr
Samstag: 14 - 17 Uhr
Sonntag: 11 - 17 Uhr
Eintritt frei
Pressetext kurz
Was haben Dagobert Duck, die Theosophin Helena Blavatsky, der
Regisseur Martin Scorsese, der Maler Nicolas Roerich, Adolf Hitler, gewisse Neonazis und
Lobsang Rampa, Autor des Bestsellers "Das dritte Auge", gemeinsam? Sie alle sind
an Tibet interessiert jeder auf seine eigene Weise. Und als Medienberichterstatter,
was löst die Vorstellung "Tibet" bei Ihnen aus?
Seit beinahe 400 Jahren ist Tibet das Ziel einer westlichen Pilgerschaft,
die anfangs vor allem aus Missionaren bestand die ersten, zum Teil phantastischen
Berichte stammen aus ihren Händen. Mit der Zeit gesellten sich Forscher, politische
Beamte, Spione, Reiseschriftsteller, Esoteriker und Abenteurer dazu. Einige versuchten,
ein möglichst objektives Bild zu zeichnen, andere konstruierten ein Tibet, das auf
persönlichen Sehnsüchten, Hoffnungen und Träumen beruhte viele von ihnen reisten
auch gar nicht wirklich hin, sondern "erfanden" ein eigenes Tibet: Tibet als Ort
des Friedens, der Harmonie, des langen Lebens, der Wahrheit und Weisheit, der
Spiritualität. Als Metapher dafür steht "Shangri-La", ein Ort, der seit dem in
millionenfacher Auflage verkauften Roman "Lost Horizon" des Engländers James
Hilton (1933) bekannt ist. In Spielfilmen, Romanen und Comics weiterentwickelt, suggeriert
"Shangri-La" heute auch in Namen von Hotels, Freizeitorganisationen und
Modeartikeln ein kleines irdisches Paradies.
Die Ausstellung zeigt die gemeinsamen Grundzüge sowie die Entwicklung
dieser Tibet-Bilder von den Anfängen bis in die Gegenwart, fragt nach den
Paradies"-Schöpfern", ihren Motivationen und weshalb gerade Tibet als Land der
Träume und Sehnsüchte gilt. Es geht also nicht um eine objektive Darstellung und
Auseinandersetzung mit der Geschichte, Gesellschaft und Kultur des historischen oder
modernen Tibets, sondern ausschliesslich um die Wahrnehmung Tibets aus westlicher
Perspektive: Tibet als Bühne eines Schauspiels mit tibetischen Requisiten wie Landschaft,
Klöstern und Lamas gespielt und geschrieben von westlichen Schauspielern und
Autoren. Die Frage, ob eine solche Ausstellung Tibet nicht mehr Schaden zufüge als Nutzen
bringe, muss mit einem Nein beantwortet werden, denn die Tibet-Zerrbilder haben mit der
kommerziellen Ausbeutung ein solches Ausmass angenommen, dass sie nicht länger
verschwiegen werden dürfen. Die "Entmythologisierung" Tibets wird auch
eindringlich von tibetischen und westlichen Intellektuellen gefordert. Stellvertretend
für sie spricht Tsering Shakya: "Die westliche Wahrnehmung Tibets und die
akkumulierten Tibet-Bilder sind der politischen Sache Tibets hinderlich. Die ständige
Mythologisierung Tibets hat die wahre Natur des tibetischen politischen Strebens in den
Schatten gestellt und undeutlich gemacht" (In Tibetan Review, Januar 1992).
Diese westliche Traumwelt wird in der Ausstellung in vier Themenkreisen
dargestellt. Teile 1 und 2 zeigen die Tibet-Bilder der Missionare, Theosophen, Okkultisten
und der Nazis, Teil 3 dokumentiert die Tibet-Bilder in Romanen, Comics und Spielfilmen aus
Hollywood (eine Filmparodie). Teil 4 weist darauf hin, wie sich in unserer Gesellschaft
die Ueberzeugung ausbreitet, der tibetische Buddhismus übe eine positive Wirkung auf den
Westen aus: Der Markt hat den "Ethno-Boom" lanciert und kommerzialisiert Tibet
sowie seine Religion auf abartige Weise (zum Beispiel "Die fünf Tibeter"). Nur
eine westliche Minderheit und wenige Exiltibeter wissen, dass das Label "Tibet"
für Kommerz missbraucht wird. Ueber Gefühle der Sympathie lassen sich Konsumenten und
Konsumentinnen manipulieren, ohne zu ahnen, welche Fülle von Projektionen sich hinter
diesen Tibet-Bildern verbirgt. Die ausgestellten Videos, Filme, Comics, Werbespots,
Plakate, der Flipperkasten "Shangri-La", Computer- und andere Spiele sowie
industriell hergestellte "tibetisierte" Gebrauchsgegenstände zeugen auf
eindrückliche, aber sehr unangenehme Weise davon. Wie junge, in der Schweiz lebende
Tibeterinnen und Tibeter darauf reagieren, zeigt ihr eigener Dokumentarfilm. Teil 5 sucht
nach den tiefliegenden Gründen der Trugbilder, in denen westliche Träume eine
interessante Symbiose mit tibetischen Legenden eingegangen sind. Die Ausstellung schliesst
mit Teil 6, dem chinesischen Trugbild: "Verschiedene Sichtweisen
unterschiedliche Realitäten", einer Konfrontation der politischen Probleme aus
westlicher Sicht mit chinesischer Propaganda.
Die Ausstellungsmacher sind sich bewusst, dass sie mit diesem Thema viele
Emotionen auslösen: auf der westlichen Seite, weil sie Traumwelten zerstören, auf
tibetischer Seite, weil viele Tibeter keine Kenntnis dieser westlichen Trug- und
Zerrbilder haben. Ziel der Ausstellung ist, die Traumwelt zu erkennen und abzubauen, damit
Tibet nicht länger eine unbewusste Projektionsfläche bleiben muss und in romantischen
und verherrlichenden Bildern erstarrt. Erst wenn die Trugbilder entlarvt sind, lässt sich
die politische und religiöse Geschichte Tibets kritisch betrachten und aufarbeiten.
Das sakrale Tibet als Tummelfeld weisser «Lamas»: Filmplakat zum Film In
den Fesseln von Shangri-La (orig. Lost Horizon), 1937
Pressetext lang
"Tibet, wie wundervoll auch immer, ist ein Traum ob als
verloren geglaubtes Goldenes Zeitalter oder als millenaristische Fantasie, trotz allem
letztlich nur ein Traum".
(Jamyang Norbu)
Medienorientierung zur Ausstellung
Traumwelt Tibet Westliche und chinesische Trugbilder
Warum benützt diese Ausstellung so Triviales wie Comics, Spielfilme,
Videos, Werbematerial, Belletristisches, "tibetisierte" Artikel und sogar einen
Flipperkasten, um die Geschichte von westlichen Trugbildern zu entlarven? Aufgeschlossene
und kritisch denkende Tibeter antworten:
"Solange Tibet ausschliesslich die Gefühle der Weissen bewegt,
solange wird die Tibetfrage von den Staaten der sogenannten Dritten Welt als eine
Angelegenheit des Westens betrachtet, folglich nie Fortschritte machen und nur sehr
peripher auf internationales Interesse stossen. Die Tibetfrage wird nur dann ernst
genommen, wenn Tibet von westlicher Fantasie und dem Shangri-La-Mythos befreit wird."
"Wenn jemand weiterhin an die Shangri-La-Legende glaubt, verneint er
die kulturelle Zerstörung, die dem Land während der letzten dreissig Jahre zugefügt
wurde. Er glaubt nicht an die Toten, Gefangenenlager und nicht an die Zerstörung der
historischen Institutionen."
"Ich will nicht, dass die Westler uns verehren und schonen und von
uns erwarten, dass wir ihre Probleme lösen, ihre Bedürfnisse befriedigen. Ich wünsche
mir, dass sie uns als ebenbürtige mündige Menschen ernst nehmen, als Menschen, die
Stärken, Schwächen und eigene Bedürfnisse haben."
Die Ausstellung nimmt diese Anliegen ernst. Martin Brauen,
Ausstellungsleiter, will die westlichen Trugbilder einer breiten Bevölkerung bewusst
machen. Jahrzehntelang, ja jahrhundertelang ist Tibet idealisiert worden: man hat seine
Menschen ihrer Individualität enteignet, aber jetzt möchten die Tibeterinnen und Tibeter
endlich als eigenständige Menschen wahrgenommen werden und wünschen sich, dass ihnen
ihre vom Westen häufig verweigerte Handlungsfähigkeit zugestanden wird.
Nicht nur der Westen kennt Trugbilder Tibets, sondern auch China hat seine
Trugbilder und Klischees, wie das Propagandamaterial am Schluss der Ausstellung zeigt.
Die Ausstellung ist in 6 Themen gegliedert:
1. Teil: Auf der Suche nach Utopia?
Die Tibetbilder der Missionare und Philosophen
Ausstellungsmaterial: Stiche, ein gebundenes Buch mit Kopien von Stichen
und Texten, tibetische und katholische Kultobjekte, Informationen über das Tonband (mit
Kopfhörern)
Die frühesten Trugbilder reichen ins 17. Jahrhundert zurück, als die
ersten Missionare nach Tibet reisten und nach versprengten Christen suchten. Waren die
tibetischen Mönche Abkömmlinge des sagenumwobenen Priesterkönigs Johannes, der im 12.
Jahrhundert irgendwo in Zentralasien lebte? Waren sie Nachfahren der Nestorianer, jener
Christen im frühen Mittelalter, die in Vorder- und Mittelasien sowie in China die
Botschaft Jesu verbreiteten? Waren sie Menschen, der letzten Sintflut entronnen, die auf
dem "Dach der Welt" Zuflucht fanden?
"Ich wollte nämlich erkunden, ob es wahr sei, was ich gehört hatte,
dass er (der König des westtibetischen Reiches Guge) mitsamt seinen Untertanen ein Christ
und dem wahren Gesetz Gottes verpflichtet sei. Sollte dem aber nicht so sein, so sei ich
gekommen, ihn über Irrtümer und Mängel in seinem Glauben aufzuklären, falls er
einverstanden sei ... ." Dies der Bericht des Jesuitenpaters Antonio de Andrade
(1580-1634) vom 8. November 1624. In seinen in mehrere europäische Sprachen übersetzten
Berichten beschreibt de Andrade die Tibeter wohlwollend mit den Worten: "Das Landvolk
ist grösstenteils liebenswürdig, mutig und fromm, und es liebt den Kampf, den es immerzu
übt. Daneben sind diese Menschen barmherzig und dem Gottesdienst zugeneigt ...Es scheint
ein ganz friedliches Volk zu sein." Obwohl de Andrade miterlebte, wie die Männer an
einem Kriegszug teilnahmen und, kaum nach Hause zurückgekehrt, sich im Bogenschiessen, im
Gebrauch der Waffen und beim Lanzenbrechen übten, blieb er bei seinem Bild der
friedliebenden Tibeter. War es ihre "Frömmigkeit und ihre Zuneigung zu den Dingen
der Religion, die ihnen angeboren sind", welche de Andrade veranlasste, diesem Bild
mehr Gewicht zu verleihen? De Andrade folgten im 17. und 18 Jahrhundert weitere Jesuiten
und später auch Kapuziner, deren Tibetbilder im Gegensatz zu den Jesuiten negativ
geprägt waren der Buddhismus sei ein Werk Satans, meinten sie. Nur er könne in so
perfider Art eine Religion schaffen, die dem Katholizismus äusserlich so ähnlich sei.
Unverhohlene Ablehnung galt gegenüber der Reinkarnationsidee, der religiösen Praktik der
Niederwerfung und der Verehrung zornerfüllter Gottheiten.
Der interessanteste Missionar, Ippolito Desideri (1684-1733), lebte fünf
Jahre in Tibet. Er beschäftigte sich minutiös mit der Kultur und setzte sich intensiv
mit der Religion auseinander, so dass er als Begründer der Tibetologie gelten kann. Er
war der Einzige, der nach westlichen Vorurteilen und Fehleinschätzungen suchte, aber auch
er kam zum stereotypen Schluss obwohl er über kriegerische Auseinandersetzungen
berichtete Tibet sei ein friedliches Land.
Die Tibetbilder dieser frühen Missionare werden vorgestellt anhand von
alten Stichen und Texten (Kircher, della Penna, Herrliberger/Picard, Maréchal, Giorgi).
Kopien, in Buchform gebunden, erlauben dem Museumsbesucher den direkten Kontakt mit
Zeugnissen der allerersten Begegnungen zwischen Tibet und dem Westen. Spätere Autoren
beriefen sich auf diese frühen Werke, vor allem auf "China Illustrata", dessen
Autor Athanasius Kircher, Kompilator dieses Werks, selbst nie in Tibet war. Sein
berühmtes Nachschlagewerk barg manche Fehlerquelle, die sich im Verlauf der folgenden 300
Jahre durch Abschreiben immer weiter verbreiteten. Getrennt durch eine Zwischenwand von
feinster Gaze eine Anspielung auf die Tatsache, dass Tibet oft nur verschleiert
durch eine westliche Brille wahrgenommen wurde stehen tibetische Originale
abgebildeten Objekten auf Stichen gegenüber.
Seit diesen ersten Begegnungen und Aufzeichnungen zieht sich ein roter
Faden durch alle folgenden Epochen: nur dem Sakralen, nur Mönchen, Lamas und Tulkus
(keinen Nonnen), und nur dem religiösen, nicht dem alltäglichen Leben, wird vom Westen
Beachtung geschenkt.
Die Philosophen Rousseau (1712-1778), Kant (1724-1804), Herder
(1744-1803), Hegel (1770-1831) und Nietzsche (1844-1900) stützten sich in ihren
Abhandlungen auf die Berichte der Missionare und sparten nicht mit herben Worten über den
tibetischen Buddhismus, der als eine "ziemlich bizarre Art von Religion"
(Rousseau) oder nach Herder als "die ungeheuerste und widrigste dieser Welt"
beschrieben wird.
2. Teil: Auf der Suche nach "Shambha-La" und den arischen
Lamas
Die Tibetbilder der Theosophen, Nazis und Neonazis
Ausstellungsmaterial: Theaterschauspiel in zwei Akten, ein bisher noch nie
ausgestelltes Rollbild (thang ka) von Shambhala
Die Form des Theaters wurde gewählt um zu zeigen, dass die Autoren und
Hauptdarsteller aus dem Westen stammen, die Kulissen aus Tibet.
1. Akt
Theosophie und Tibet sind eng miteinander verbunden: Helena Petrovna
Blavatsky (1831-1891) bezeichnete sich als tibetische Buddhistin und behauptete, das
okkulte Wissen einer uralten Weisheitslehre studiert zu haben. Sie stand mit ihren
Meistern in Tibet in telepathischer, später auch in direkter Beziehung. Von diesen
erhielt sie geheimnisvolle Briefe, die für die Entwicklung der Theosophie ausschlaggebend
waren. Obwohl diese Briefe aus Tibet stammten, waren ihre Verfasser nicht tibetische
Lamas, sondern arische Mahatmas.
Das Tibetbild der Theosophen war idealistisch und surreal: Es war ein
Tibet "ohne Bettler, arme oder hungernde Leute", in dem "Trunkenheit und
Kriminalität unbekannt sind, ebenso Unsittlichkeit", ein Tibet "mit einem
moralischen, einfachen Volk mit reinem Herzen", unverdorben von den "Lastern der
Zivilisation" ein Land, in dem noch "beide Atmosphären die physische und
die spirituelle" neben- und miteinander existieren (Telekinese, Levitation,
Entmaterialisierung, Astralreisen). Tibet, das "das wahre Land des Mysteriums, des
Mystizismus und der Abgeschiedenheit", ein okkultes geheimnisumwittertes, eines in
dem die Menschen der ursprünglichen alten Weisheitslehre noch nahe sind, wo "Kräfte
und Potenzen wachgerufen werden, die der westlichen Welt unbekannt sind und dort noch
schlafen". Viele von ihren Aeusserungen gehören auch heute noch in die
"Traumwelt Tibet" und damit zu den Trugbildern. Helena Blavatsky
Mitbegründerin der Theosophie -- war auserwählt, die " verborgenen Geheimnisse der
Natur und die im Menschen ruhenden Kräfte" aus Tibet nach Europa und in die USA zu
bringen.
Helena Blavatsky verbreitete, wie andere Theosophen auch, rassistisches
Gedankengut. Nach deren Lehre gehörte die Mehrheit der Menschen der vierten Wurzelrasse
an, so auch die Tibeter. In jenem Zeitalter gingen die Inseln Atlantis und Lemuria unter.
Einige Auserwählte entgingen dieser Katastrophe und lebten auf einer Insel namens
Shambhala (der Name ist einer tibetischen Legende entlehnt) in der Gegend der Wüste Gobi,
wo sich der Kern der fünften Wurzelrasse bildete. Für Helena Blavatsky war Shambhala das
Mutterland der menschlichen Hochzuchtrasse, zu der sie die indischen Arier und die Weissen
zählte.
2. Akt
Diese Theorie hat Folgen. Unter dem Deckmantel der Populärwissenschaft
wird heute die Idee verbreitet, einflussreiche Nazis hätten ein besonderes Interesse an
Tibet gehabt, da sie dort Vorfahren der Arier und okkultes Wissen vermuteten. Eine immer
wieder zitierte Version dieses Mythos veröffentlichten Bergier und Pauwels 1962 in ihrem
Bestseller "Aufbruch ins dritte Jahrtausend". Infolge einer Katastrophe
verwandelte sich das Land Gobi in eine Wüste, die Ueberlebenden mussten auswandern und
die grossen Weisen siedelten sich in einem riesigen Höhlenbezirk unter dem Himalaya an.
Sie teilten sich in zwei Gruppen auf dem Weg der rechten Hand folgten die Nazis
nach Agarthi, dem Weg der linken Hand folgten Freimaurer und Zionisten nach Shambhala.
Dieser Mythos, so Bergier, soll die Begründer der nationalsozialistischen Partei stark
geprägt sowie Kraft und Vertrauen vermittelt haben. Ein tibetischer Mythos als Grundlage
für den Nationalsozialismus? Nein. Kein solcher tibetischer Mythos existiert, er ist eine
pure Erfindung.
Neonazis behaupten heute, Hitler und Himmler hätten Interesse an Tibet
und seinem Reichtum an Weisheiten gehabt. Nicht das okkulte Wissen interessierte im
Dritten Reich, sondern das 1935 gegründete "Ahnenerbe". Unter der
Schirmherrschaft Himmlers fand 1938 eine deutsche Tibetexpedition statt mit Ernst Schäfer
als Leiter. Die Neonazis behaupten, die Deutschen hätten versucht, Kontakte mit den
Höhlengemeinschaften von Agarthi und Shambhala anzuknüpfen, um diese zu überreden, sich
in den Dienst der Nazis zu stellen. In der nationalsozialistischen Literatur finden sich
nur wenige Hinweise auf das Land Tibet selbst, hingegen werteten einige Nazis den
Buddhismus als "Zerfallserscheinung nordischen Rassengeistes", und vom
"Lamaismus" wird behauptet, er bedrohe mit seinen Verbündeten, den Katholiken
und Juden, Europas Völker. Die Frage bleibt deshalb offen, warum für viele Neonazis
Tibet trotzdem als Hochburg der Reichsdeutschen gilt.
3. Teil: Auf der Suche nach Shangri-La und den weissen Lamas
Das Tibetbild in Literatur, Comics und Spielfilmen
Ausstellungsmaterial: Bücher und Comics in einer Leseecke, vorgelesene
Geschichten ab Tonband (mit Kopfhörern), Ausschnitte von Spielfilmen in einer
Flugzeugkabine, Flipperkasten Shangri-La
Geschickt spinnt James Hilton den Faden von Helena Blavatsky weiter. In
seinem Roman "Lost Horizon" (Irgendwo in Tibet, 1933) lebt in einer
Lamaserei "Shangri-La" eine mehrheitlich weisse Bruderschaft. Mit ihrer Hilfe
wird einst der Rest der Welt, unheilvoll in Kriege verwickelt, eine Renaissance erleben.
Die in Shangri-La gehorteten Schätze an Weisheiten sind nicht Eigentum einer bestimmten
Religion, sondern vereinen Weisheiten verschiedenster Glaubensrichungen. Sehr ähnlich
lautete das theosophische Vermächtnis von Helena Blavatsky, nur hiess ihr Land hinter den
Bergen Shambhala und ihre Weisen waren fast ausschliesslich Inder. Die gemeinsamen Züge
sind unübersehbar: das Land Tibet bildet wiederum die Kulissen, Autoren und die
Schauspieler sind Westler mit ihren Träumen. Shambhala sowie Shangri-La sind von
niedrigen Leidenschaften verschonte Friedensinseln, auf denen hierarchisch gegliederte
Bruderschaften leben, die dank ihrer Weisheit ein sehr hohes Alter erreichen. Um den von
James Hilton beschriebenen tollkühnen Flug über die höchsten Gipfel der Erde in die
Abgeschiedenheit nach Shangri-La "mitzuerleben", steht in der Ausstellung die
Shangrilair, in deren Sesseln Museumsbesucher Ausschnitte aus Hollywoodfilmen zum Thema
Tibet geniessen und ihren persönlichen Shangri-La-Träumen nachhängen können. Weitere
Facetten der Shangri-La-Wunschwelt entdecken die Besucher in den Romanen und Comics im
Reisegepäck vor dem Flugzeug: Geschichten mit levitierenden, allwissenden Lamas, dem
Jungbrunnen-Tibet, dem erotischen Tibet, mit Yetis, Weltverschwörern und Ausserirdischen!
In den letzten 50 Jahren seiner Unabhängigkeit, vor allem nach 1920,
wurde Tibet das geistige Rückzugsgebiet für viele Zivilisationsmüde und solche, die
nach den beiden Weltkriegen das Vertrauen in die westliche Zivilsation verloren hatten.
Wie nie zuvor wurde Tibet als positive Gegenwelt zum Westen empfunden, ein Land mit
spirituellen, moralisch guten und friedliebenden Menschen, in dem sich die westliche
Technik noch nicht verbreitet hatte, ein Land mit anderen Zeit- und Raumverhältnissen.
Tibet war nun das "spirituellste und inspirierendste Land auf diesem Globus",
"vielleicht das einzige Licht, das die Menschheit aus den dunklen Zeiten unserer
modernen Welt führen kann", "ein verbotenes Mysterien-Land, der einzige Ort auf
dieser Erde, wo Weisheit und Glück wirklich zu existieren scheinen".
Auch die Comics spiegeln dieselben Welten mit allwissenden, Wunder
wirkenden Mönchen, Lamas und Tulkus, die der Levitation mächtig sind und dem Planeten
Erde Rettung bringen werden. Jedoch kommt hier auch die andere Seite Tibets zur Sprache,
nämlich der Ort, an dem auch bedrohliche Kräfte existieren: schlechte Geistliche, die
schwarze Magie anwenden oder moderne, meist von Westlern kontrollierte Technologie, die im
Untergrund von Tibet in geheimnisvollen, riesigen Höhlen auf Einsatz warten. Die lichte
Welt Tibets wird in den Comics oft kontrastiert mit dunklen Schatten und dazwischen
lebt Yeti der diese Ambivalenz in sich trägt: ein friedliches, weises Wesen mit manchmal
wilden, gefährlichen Zügen.
4. Teil: Auf der Suche nach Dharma-La und den tibetischen Lamas
Das Tibetbild in Werbung und Kommerz
(Der Ausdruck "Dharma-La" wurde in Anlehnung an Shambhala und
Shangri-La für die Ausstellung erfunden.)
Ausstellungsmaterial: Videos, Werbespots und filme,
Dharma-Produkte/tibetische Originalgegenstände, astrologische sowie Gesellschafts- und
Computerspiele
In den 1980/90er Jahren wendet sich das Blatt. Nicht länger spielen
arische Lamas und weisse Bruderschaften die Hauptrollen, salopp ausgedrückt werden jetzt
tibetische Lamas Mode. Dharma, die buddhistische Lehre, verkommt zur Handelsware. Wie
Pilze spriessen Dharma-Zentren aus dem Boden und der Kommerz entdeckt eine interessante
Marktlücke mit "Instant"-Dharma-Produkten (Produkte, die einen Zusammenhang zur
buddhistischen Lehre suggerieren mit unmittelbar positiver Wirkung). Deren Käuflichkeit
nimmt den buddhistischen Gläubigen das mühsame, langjährige Studium ab und garantiert
den schnellen Weg zur Erleuchtung. Unverschämte Werbetexte locken Kunden an, zum Beispiel
für eine Uhr mit buddhistischen Symbol: "Der ständige Kontakt mit dem Emblem
durch sehen, berühren oder tragen schafft die Basis zu Befreiung aus dem leidhaften
Lebenskreislauf in diesem Leben oder in einem nahen zukünftigen Leben." Mit
diesen sakralen Zeichen verzierte T-Shirts, Uhren, Rucksäche, Täschchen, Brillenetuis,
Parfums und viele andere Artikel mehr vermitteln den Besitzern das Gefühl, auf dem
rechten Lebensweg zu sein "die innere Mitte" anstrebend. Ob ihnen je
bewusst ist, dass die Verwendung solcher Wäsche geschmacklos ist, weil sakrale Symbole
nach tibetischer Auffassung niemals beschmutzt werden dürfen? Anstatt, wie der
Buddhismus es vorgibt, in selbstloser Art das Wohlergehen aller Lebewesen zu fördern,
dienen diese Produkte einzig dem egoistischen Ziel des persönlichen Wohlbefindens. Die
Werbung verschweigt weiss es wohl selbst nicht dass nach buddhistischem
Glauben nur die richtige Einstellung zur segensreichen Wirkung führen kann: Mitgefühl
und Güte sowie das Aufgeben negativer Gefühle wie Hass und Gier sind Voraussetzung dazu.
Der von seinem christlichen Glauben nicht mehr überzeugte Westler wendet
sich nun den Kraftorten Tibets zu, allen voran dem heiligen Berg Kailash, Klöstern und
Pilgerorten, besucht einen "Fünf Tibeter-Kurs" oder Veranstaltungen mit
betenden Mönchen. Die Bequemeren leisten sich ein "Tibetisches Liebeskissen",
Gebetsschnüre (Karma beads), die die Handgelenke zieren und Harmonie, Logik sowie
Kreativität je nach Art des Halbedelsteins versprechen. Im "Kaufhaus Dharma-La"
sind in Vitrinen "Tibetoiserien" ausgestellt, in der einen Hälfte das westliche
Produkt, auf der Gegenseite die entsprechenden tibetischen Originalgegenstände mit den
Informationen dazu. So erscheint dieses Kaufhaus von der einen Seite her betrachtet wie
eine Ausstellung tibetischer Objekte, aus der Gegenrichtung erkennt man das kommerziell
missbrauchte Tibet. Der Aschenbecher und die Fussmatte mit dem Bild Buddhas, um Asche und
schmutzige Schuhe abzustreifen, sind zwei den Buddhismus besonders verletzende Beispiele,
noch tiefer sinken kann eines Herstellers Geschmack und die Nicht-Achtung religiöser
Inhalte kaum.
Auch Tibeter und tibetische Klöster nützen die westlichen Bedürfnisse
nach exotischem Heil. Im Versandhandel bietet ein tibetisches Kloster
"Schatzvasen" an: ein mit verschiedenen Ingredienzen nach
traditionell-tibetischer Art gefülltes Gefäss, das Kraft, Reichtum und Ueberfluss
anzieht, die Gesundheit verbessert, ein langes Leben zusichert, Aerger und Streit
besänftigt sowie Weisheit und Mitleid für alle verstärkt. Mönche führen auf
Theaterbühnen Gebete und geheime sakrale Riten auf, die damit zu öffentlichen profanen
Vorstellungen werden. Heilt die Spiritualität Tibets den an Modernität leidenden Planet
Erde? Die Werbung hat die Mönche als Magneten entdeckt. Nicht nur Lotus Travel Service
München wirbt mit Buddha Amitayus für "Reisen zu sich und anderen", auch
Fluggesellschaften, Computer, TV-Geräte, Autos bedienen sich des tibetischen Buddhismus
für ihre Werbezwecke.
"So kommt es, dass die Idee "Tibet" mit jedem Tag mehr in
Mode kommt, während die tibetische Nation und die sechs Millionen Tibeter langsam aber
sicher von der Bildfläche zu verschwinden drohen. Um der Welt diese Not dramatisch vor
Augen zu führen, ist der Dalai Lama gezwungen, sich auf eine Pop-Kultur einzulassen, die
früher oder später alles von ihr Hochgejubelte am Boden zerstört ... Das Gute in uns
hofft, dass es dem Dalai Lama gelingen möge, die Massenmedien in grösserem Mass für
seine spirituellen Zwecke zu nutzen, als diese ihn ihrerseits für ihre weniger erhabenen
Ziele instrumentalisieren. Doch dieser Hochseilakt ist gefährlich, denn das Medium selbst
gefährdet die Botschaft ..." (Pico Iyer)
5. Teil: Grundlagen des Traums
Ausstellungsmaterial: "Gebetstrommeln", Texte, Rollbilder
(thang ka), Dokumentarfilm
Die Traumwelt Tibet spricht Sehnsüchte an, die in allen
Paradiesvorstellungen vorkommen: Frieden, Weisheit, ein unbeschwertes und langes Leben,
sexuelle Erfüllung, Harmonie und eine Ordnung, die jedem Menschen seinen Platz zuweist.
Eine allgemeine Theorie geht davon aus, dass das universale Bedürfnis nach einem Paradies
auf Erden umso grösser sei, je unsicherer das gegenwärtige Leben empfunden wird. Andere
sehen im Paradies ein Motiv der Flucht: die Hoffnung, in der Fremde den Problemen zu
entkommen, die zu Hause nicht gelöst werden können. Die Suche nach dem Heil im
Exotischen, Fremden, Irrationalen?
Bei genauerem Betrachten der in dieser Ausstellung gezeigten westlichen
Tibetbilder erweist sich das dargestellte Tibet als Nicht-Tibet, die angebliche Botschaft
als nicht-tibetisch, die missionierenden Weisen als Nicht-Tibeter. Bis vor kurzem wurden
diese absurden Darstellungen nicht diskutiert erst seit kurzem beginnt man sich zu
überlegen, weshalb der Westen sich von Tibet ein so einseitiges Bild machte.
Auf die Frage nach den Gründen dieser Traumbilder und Klischees gibt es
keine einfache Antwort. Die Bilder sind nicht einheitlich und haben zum Teil eine lange
Geschichte. Beim genaueren Betrachten lassen sich jedoch immer wiederkehrende Motive
erkennen eine Repetition, die an die unablässige Drehbewegung tibetischer
Gebetstrommeln erinnert:
Tibet als geheimer, mysteriöser und sakraler Ort, der durch die hohen
Berge schwer zugänglich ist;
Tibet als Land mit spirituellen Geheimnissen, oft in unterirdischen
Bibliotheken aufbewahrt, die nur Auserwählte betreten dürfen;
Tibet als Land des Friedens, ein Bild das auf die frühen Missionare
zurückgeht und bis heute gilt, ja in letzter Zeit viele neue Anhänger gefunden hat;
Tibet als Ort der Kraft übernatürlicher Art, worüber Heilige
verfügen; kraftspendende Ritualgegenstände, wie Gebetstrommeln, Ritualdolche, Mantras,
Mandalas; Tibet als Ort mit kosmo-terrestrischer Energie;
Tibet als Rückzugsgebiet: Ueberlebende der Sintflut und von Atlantis,
Priesterkönig Johannes, Nestorianer, Christus, Sherlock Holmes, Hitler; in neuerer Zeit
auch als Rückzugsgebiet von Tieren und Pflanzen;
Tibet als (fast) asexuelles Land: im Gegensatz zu anderen irdischen
Paradiesen, die als geheime Gärten der Lüste dargestellt werden, dominieren im sakralen
Tibet die Männer, Mönche, Lamas und Tulkus; das Gegenstück sind Bücher über
Tantrismus, in denen Tibet als eine Art "tantrisches Bordell" dargestellt wird;
Tibet als Jungbrunnen: weisen Lamas gelingt es, den Ablauf des kurzen
Lebens zu verlangsamen;
Tibet als Land des geordneten Lebens mit einer greisen, weisen
Vaterfigur;
Tibet als Land des einfachen und überschaubaren Lebens in natürlicher
Landschaft, der Kontinuität im Gegensatz zum hektischen Leben;
Tibet als Land der Traditionen, was ein Geborgenheitsgefühl vermittelt;
Tibet als Land der Hoffnung auf eine bessere Wiedergeburt;
Tibet als Land der Reinkarnationen und dessen Auswahlverfahren;
Tibet als Land der Wundertaten mit allwissenden Mönchen, die die
Levitation beherrschen;
Tibet als Land der Mission: Der neue Mensch. Das sakrale Tibet hat nach
Ansicht derjenigen, die an seine Heiligkeit glauben, einen Auftrag: von ihm und seinen
Lamas geht die Rettung für den gesamten Planeten aus.
Das westliche Trugbild baute aber nicht nur auf westlichen Träumen auf,
sondern ist von tibetischen Vorbildern beeinflusst. Die Wundertaten der levitierenden
Mönche und uralten Heiligen, die Ingredienzen, Riten und Gegenstände die Wunder bewirken
es gibt sie wirklich. Sie stammen aus Erzählungen, Legenden, sakralen Texten oder
sind auf Rollbildern dargestellt, wie Beispiele in der Ausstellung zeigen. Viele Tibeter
glauben noch heute an sie. Zum Beispiel ist das "dritte Auge" keine Erfindung
der Theosophen oder von Lobsang Rampa, der in seinem Buch das Einoperieren eines dritten
Auges beschrieben hat. Viele tibetische Darstellungen von Gottheiten zeigen zwischen den
beiden Augen ein drittes Auge auf der Stirne. Es ist dies "ein Weisheitsauge",
das die Erkenntnis der Leere ermöglicht und zusammen mit den beiden "normalen"
Augen das Wahrnehmen der drei Zeiten ermöglicht Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
Solange die Tibeter sich der westlichen Projektionen "Traumwelt
Tibet" und deren Konsequenzen nicht bewusst sind, besteht die Gefahr, dass sie aus
Unwissenheit in Werbung und Kommerz mittun. Deshalb haben sich fünf Tibeterinnen und
Tibeter zur Aufgabe gemacht, in zahlreichen gefilmten Interviews zu ergründen, was
Tibeter über die "Traumwelt Tibet" und ihre Kommerzialisierung denken. Die
unterschiedlichsten Meinungen kommen zum Ausdruck! Die fünf Tibeterinnen und Tibeter
wünschen eine Stellungnahme der Betroffenen und bezeichnen ihren Dokumentarfilm als
ersten Schritt in diese Richtung.
Allen Besuchern wird Gelegenheit geboten, auf die Ausstellung zu
reagieren: bitte notieren Sie Ihre Eindrücke im Gästebuch. Es besteht die Möglichkeit,
aktiv zur Ausstellung beizutragen! Bringen Sie einen Gegenstand, der die
"Instant-Dharma-Linie" erweitert gekauft oder selbsthergestellt!
6. Teil: Chinesische Trugbilder unterschiedliche Realitäten?
Ausstellungsmaterial: Photos, Skulptur, Gefängniszelle, Video
Den chinesischen Propagandabildern, die seit den 70er Jahren sehr
zahlreich publiziert wurden, stehen die Tibetbilder des Schweizer Fotografen Manuel Bauer
gegenüber. Seine Fotografien ergänzen die chinesische (Glücks)Propaganda: Menschen am
Rande einer Gesellschaft, der Aufeinanderprall zweier unterschiedlicher Lebensweisen und
eine bedrohte Umwelt. "Der Teil Realität, der zu wenig zur Darstellung kommt, der
ein Sprachrohr braucht" (Manuel Bauer).
In der Mitte des Raums steht eine Installation, welche den Unterschied der
Sichtweisen besonders krass darstellt: die Figurengruppe "Der Henker und sein
Opfer" ist eine detailgetreue Nachbildung einer Skulptur aus einem chinesischen
Museum, in dem "das verbrecherische Wesen des feudalen Leibeigenensystem" Tibets
vor der "friedlichen Befreiung durch die Volksbefreiungsarmee" dargestellt wurde
auf der Rückseite eine chinesische Gefängniszelle aus der Gegenwart, in der der
ehemalige politische Gefangene, der Mönch Palden Gyatso über seine Erlebnisse in einer
solchen Zelle spricht. |
Das exotische Tibet: Zähltafel des
Spielautomaten Shangri-La der Firma W. Williams, U.S.A., aus dem Jahr 1967
Tibet als Ort der Geheimnisse und übermächtigen Kräfte: Ausschnitt aus Filmprospekt Storm
over Tibet, USA 1952
Das Interesse des Westens galt seit jeher dem imaginären und sakralen Tibet, nicht den
normalen TibeterInnen. Aus dem Comic Bugs
Bunnys Dangerous Venture, 1946
Für den Fehltritt der besonderen Art: Türmatte mit Abbildung
einer tibetischen Buddhastatue ( Silly, Space Lab, Niederlande, made in
China, 90er Jahre)
Die in Tibet lebenden Mönche verfügen nach Ansicht
westlicher Autoren - über übermenschliche Kräfte: Levitierender Lama im Comic Der
Weisse Lama, Band 2, 1989 (Zeichnung: Georges Bess)
Die Profanisierung geheimer tibetischer Riten: Das
Kalacakra-Mandala als Puzzle (90er Jahre)
Das irgendwo in Tibet vermutete Paradies Shangri-La. Buchumschlag
von Lost Horizon/Verlorener Horizont des Autors James Hilton (Ersterscheinung 1933)
Traditionelle tibetische Darstellung des mystischen Königreiches
Shambhala, das viele Westler in seinen Bann gezogen hat (Leihgabe Dahortsang; 18./19. Jh.)
Die Welt will getäuscht sein: Der angeblich tibetische Autor
Lobsang Rampa wurde als Brite Cyril Hoskins entlarvt. Doch noch immer glauben viele an die
Authentizität seiner Geschichten. Buchumschlag des Bestsellers The Third Eye/Das
Dritte Auge (Ersterscheinung 1956).
Schon früh faszinierte die westlichen Reisenden die tiefe
Gläubigkeit der Tibeter: Gläubige verneigen sich vor zwei Statuen des «Manipe»
(Bodhisattva Avalokiteshvara). Stich aus China Illustrata von Athanasius Kircher
(1667)
Das laszive erotische Tibet, wie es in einigen wenigen
Tibet-Geschichten erscheint (Umschlag der Comicserie Weird Tales, cover
artist: Margaret Brundage 1937)
Beispiel für den kommerziellen Missbrauch tibetischer Symbole:
Gottheit auf Kleidungsstück (90er Jahre)
Das sakrale Tibet als Ausbildungsstätte weisser Lamas, die gegen
das Böse im Westen kämpfen (Titelseite von The Court of Crime, in Green Lama,
vol. 1, no. 1, Dec. 1944)
Der Kommerz hat die Tibeter entdeckt, die jedoch häufig
lediglich Statistenrollen spielen. Werbung für ein Notebook aus dem Jahr 1992
(Foto: Nick Vedros, BBDO, Los Angeles, CA) |