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Anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät am Dies Academicus 2018 der Universität Zürich wurde am Völkerkundemuseum Rolf Probalas Filmportrait „Martina Deuchler – Passion for Korea“ uraufgeführt.
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Portrait Prof. Dr. Martina Deuchler
Die Schweizer Koreanistin Prof. Dr. Martina Deuchler ist eine Pionierin in der Erschliessung der Sozialgeschichte Koreas. Ein Filmportrait in vier Teilen, das der Zürcher Videoproduzent Rolf Probala mit dem Kameramann Mike Krishnatreya und dem Cutter Stefan Muggli von INSTANTview 2017 realisierte, wurde nach der Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Zürich an Prof. Dr. Martina Deuchler am diesjährigen Dies Academicus am Völkerkundemuseum der Universität Zürich am 29. April 2018 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Hiermit stellen wir die Kurzfilme der Öffentlichkeit zur Verfügung:
Passion for Korea – A Portrait of Martina Deuchler (Regie Rolf Probala. Zürich 2017).
Nach einem Studium der klassischen Sinologie und Japanologie in Leiden und Harvard spezialisiert sich Martina Deuchler seit den 1960er Jahren auf Korea. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als sich die Tür zu einem konfuzianischen Korea gerade zu schliessen begann. Im Verlauf ihrer wissenschaftlichen Karriere, zwischen 1988 bis 2001 als Professorin für Koreanistik am SOAS in London, erschloss sie wesentliche Grundlagen der Sozialgeschichte Koreas, und dies in historisch-anthropologischer Perspektive.
Passion for Korea – Confucian Gentlemen and Barbarian Envoys (1978) (Regie Rolf Probala. Zürich 2017).
In ihrem ersten Werk, dem ihre Dissertation an der Harvard Universität zugrunde liegt, befasst sich Martina Deuchler mit der Öffnung Koreas im Jahr 1876. Das Jahr markiert den folgenschweren Moment, als die – aus koreanischer Sicht – «barbarian envoys» aus Japan und später aus dem Westen die Öffnung des bis dahin verschlossenen Königreichs der «Confucian gentlemen» der Choson-Dynastie (1392-1910) erzwangen.
Passion for Korea – The Confucian Transformation of Korea (1992) (Regie Rolf Probala. Zürich 2017).
Mit ihrem zweiten Werk identifiziert Martina Deuchler erstmals einen Dynastienwechsel im 14. und 15. Jahrhundert als Phase einer aussergewöhnlichen Transformation der koreanischen Gesellschaft. Korea war eine der weltweit wenigen Gesellschaften, in der eine bilateral organisierte, buddhistische Gesellschaft sich innerhalb von 200 Jahren in eine patrilineare, konfuzianische Gesellschaft regelrecht übersetzte. Mit dieser «Confucian transformation» veränderte sich in Korea alles, so auch die Stellung der Frauen. Der Ahnenkult etablierte sich als Medium zum Einüben konfuzianischer Strukturen und Tugenden. Ebenso interessant wie die Transformation ist zudem die Langlebigkeit von Charakteristika der bilateralen Gesellschaft, die bis heute sichtbar ist.
Passion for Korea – Under the Ancestors’ Eyes (2015) (Regie Rolf Probala. Zürich 2017).
Um die Essenz der koreanischen Gesellschaftsstruktur zu finden, blickt Martina Deuchler in ihrem dritten Werk zurück auf die Entstehungsgeschichte ihrer sozialen Grundstruktur. Seit spätestens dem 4./5. Jahrhundert bildete sich die Vorherrschaft verwandtschaftlicher Abstammungslinien als eine Elite heraus, die sich über zwei Jahrtausende gegenüber der allgemeinen Bevölkerung und den Sklaven die politische Macht erhalten konnte. Während die öffentliche Sklaverei in Korea im Jahr 1801 abgeschafft wurde und die koreanische Gesellschaft sich im 20. Jahrhundert zu modernisieren begann, bleibt der Einfluss der historischen Elite wenigstens in Südkorea auch im 21. Jahrhundert weiter sicht- und spürbar.
Der Film wurde im Auftrag des Völkerkundemuseums der Universität Zürich erstellt. Der Filmemacher und das Völkerkundemuseum danken für die Realisierung Prof. Dr. Martina Deuchler, dem Museum Rietberg in Zürich, den Leihgebern von Bildmaterial sowie dem Prorektorat Geisteswissenschaften der Universität Zürich für die finanzielle Unterstützung.