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Gute Qualität und niedriger Preis: Auf dem Karume-Markt decken Verbraucher und Strassenhändler sich mit Kleidern und Schuhen ein. Foto: Link Reuben 2016.
Die Schweizer spenden jährlich etwa 50`000 Tonnen Altkleider. Doch entgegen der Vorstellung, unsere Kleiderspenden würden kostenlos an Hilfsbedürftige abgegeben, sind sie tatsächlich eine begehrte Ware auf einem weltweiten Markt.
In Europa werden viel mehr alte Kleider und Schuhe abgegeben, als karitative Organisationen benötigen. Seit einigen Jahren übernehmen daher kommerzielle Unternehmen das Sammeln und Sortieren der Altkleider und verkaufen diese gewinnbringend weiter. Ein Teil der Gewinne fliesst an karitative Organisationen.
In den Sortieranlagen von Sammelunternehmen wie Texaid oder Tell-Tex – den Hauptakteuren im Schweizer Altkleiderhandel – werden alte Kleider und Schuhe nach ihrem Zustand, ihren Materialien, ihrem Stil und ihrer Marke unterschieden. Gut erhaltene und modisch ansprechende Altkleider und Schuhe werden in Boutiquen in der Schweiz verkauft. Die schlechtere Qualität wird ins Ausland exportiert, etwa nach Bulgarien, Ungarn oder in die Ukraine. An afrikanische Abnehmer wird meist die schlechteste Qualität verkauft, da sie die niedrigsten Preise bezahlen.
Unter den Importeuren von Altkleidern liegt Pakistan mit etwa 500'000 Tonnen im Jahr 2014 weltweit auf Platz eins. Tansania liegt dahinter auf Platz sieben mit knapp 116`000 Tonnen. Gebrauchte Kleidung und Schuhe sind hier sehr beliebt, weil sie relativ günstig sind und ihre Qualität besser als die der neuen Importware aus China, die sonst auf den Märkten erhältlich ist. Der tonnenweise Import billiger Gebrauchtware hat zugleich negative Folgen für die lokale Produktion von Kleidung und Schuhen. Seit den 1990er Jahren gingen in Tansania mehrere Zehntausend Arbeitsplätze in der Textilindustrie verloren.
Text: Tabea Grob
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