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Alle waren da: Frank Tressler, der Botschafter von Chile in der Schweiz, ebenso der Ministerialrat und die Konsulin von Chile in der Schweiz, Gabriel Jara und Natalia Nahmías, die Prorektorin Forschung der UZH Elisabeth Stark, weitere offizielle Vertretungen verschiedener Botschaften, die Stabschefin der Zürcher Stadtpräsidentin Suzanne Naef Thalmann, aber auch spontane VIPs wie Nationalrat Fabian Molina, Sohn eines aus Chile geflüchteten Aktivisten: Der Hörsaal am Museum war bei der «Official Ceremony» am Dienstag, 29. August 2023, bis auf den letzten Platz besetzt. Im Zentrum stand die Delegation der Kawésqar, Vertreter:innen einer indigene Minderheit aus Chile und aktuell unsere Gäste am Völkerkundemuseum. Schon im Juli war eine Kawésqar Delegation um Francisco González, Präsident der Pueblo Kawésqar Foundation, präsent. Sie nahmen in einer Ausstellung und bei Workshops, Gesprächen und Führungen mit der hiesigen Bevölkerung den Dialog auf. Trotz Ferienzeit folgten die Menschen aus Zürich und weit darüber hinaus spontan der Einladung der Kawésqar; die Medien berichteten ausführlich und differenziert.
Was führt die Nachkommen ehemaliger Seenomad:innen aus Süd-Chile nach Zürich? Die Geschichte begann unrühmlich und blieb eng mit der Stadt und der Universität Zürich verknüpft: Eine Gruppe von elf Kawésqar wurde in den 1880er Jahren in Patagonien gekidnappt und nach Europa verschleppt. Sie mussten sich in sogenannten «Völkerschauen» in europäischen Städten präsentieren, am Ende der Tour auch in Zürich. Mehrere von ihnen verstarben hier an Krankheiten und infolge der Strapazen. Ihre sterblichen Überreste gelangten in den Besitz der Universität Zürich – sie bis vor 13 Jahren, 2010, an die Nachkommen restituiert wurden.
Ziel der Kawésqar für den aktuellen Besuch ist es, diese unrühmliche Geschichte nicht einfach stehen zu lassen. Sie möchten die Beziehung geradezu Zürich mit einem positiven Kapitel der neuen Verständigung weiterschreiben – und sie möchten nach Möglichkeit in Zürich verständlich machen, wer sie 1882 eigentlich waren: Seenomad:innen mit eigener Kultur, mit eigenem Landschafts- und Naturwissen, mit eigenen Perspektiven auf die Welt. Daraus speisen sich nicht zuletzt auch ihre Hoffnungen für ihre Zukunft. Die aufmerksame Stimmung während der Zeremonie, die berührenden Reden auf Englisch und Spanisch und die zugewandten Gespräche beim anschliessenden Apéro zeugten von einer hohen Wertschätzung für diese Initiative.
Die Möglichkeit, Ausstellung «Ko Aswál – The Next Day» zu sehen und mit der Delegation der Kawésqar ins Gespräch zu kommen, besteht noch bis am Sonntag, 3. September 2023.
Völkerkundemuseum UZH